Thema: Rotkäppchen
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 07.01.2012, 22:39   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Archimedes,

Märchenstunde. Ich kenne die Melodie von "Hänsel und Gretel" ausgesprochen gut, da meine Tochter mich eine Zeitlang mal nahezu täglich damit "beglückte" - sie hatte eine Märchenkassette. Dieses Lied gefiel ihr damals so gut, dass sie ständig zurückspulte.
Gut möglich, dass ich die Melodie meiner Lebtag nicht mehr loswerde ...

Ich musste beim Lesen grinsen, denn der Tonfall hier ist etwas, was ich mit "leicht schnodderig" beschreiben möchte. Das Gedicht ist jedenfalls, so sehe ich das, mit einer kräftigen Portion Humor ausgestattet.

Da der Text genau nach der Melodie gehen soll, lasse ich hier also das Metrum getrost völlig außer Acht.

Ich hätte allerdings ein paar Vorschläge für Stellen, wo die Melodie nicht ganz passt und für eine zusätzliche Strophe. Wobei ich mich aber sehr bemüht habe, den "Tonfall" des Gedichts beizubehalten. Vielleicht gefällt dir ja etwas, ganz unverbindlich:


„Rotkäppchen, Rotkäppchen, komm nur schnell herein,
bringe der Oma den Kuchen und den Wein.
Geh nicht ab vom Wege und springe nicht herum.
Und in dem Wald dort, da sieh dich nicht so um!“

Da kam der Wolf, ja, der freute sich so sehr:
„Sag mal geschwinde, wo kommst du grade her?
Sieh doch mal die Blumen, die Vögel singen schön,
wie kannst du bloß nur auf diesem Wege gehn?“

Rotkäppchen pflückte ’nen schönen Blumenstrauß.
Nun sprang der Wolf los, ganz schnell zu Omas Haus.
Er stürzte sich hinein und verschlang die kranke Frau;
nahm ihre Kleider, so sah man’s nicht genau.

Rotkäppchen kam nun doch auch zu Omas Haus:
„Großmutter, Großmutter, siehst so anders aus!
Du hast so lange Ohren, die Augen sind so groß,
und deine Zähne – oje, was mach ich bloß!“

Kaum sagt sie dieses, da frisst der Wolf sie auf,
legt sich im Bett lang und schnarcht entsetzlich drauf.
Da kam ein junger Jäger, der hörte diesen Krach,
er dachte sich: „Ja, da schau ich einmal nach.“

Wollte schon schießen, da fiel ihm aber ein:
„Großmutter könnte im Bauch des Wolfes sein!“
Er nahm rasch sein Messer und öffnete den Bauch:
Dort war die Oma und Rotkäppchen dann auch.

Hier fehlt eine Strophe.

Schnell war der Wolfsbauch gefüllt mit Wackerstein
und zugenäht, denn die Großmutter näht fein.
Durstig aufgewacht, schien der Wolf ein bisschen krank,
kroch gleich zum Brunnen, worin er dann ertrank.


Alle war‘n glücklich mit Kuchen und mit Wein,
denn auch der Jäger durft' mit am Tische sein.
Oma ging es besser, das Käppchen sagte sich:
„Abgehn vom Wege, das mach ich nunmehr nich!“


Sehr gerne gelesen, im "Geiste gesungen" (laut singen ist bei mir ein Tabu ... ) kommentiert und ein bisschen "bearbeitet". Es hat mir Spaß gemacht, ich finde es lustig!

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten