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Alt 03.09.2011, 22:27   #4
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Abend, Erich.

Zitat:
Wenn wir schon beim Wein sind - saure Trauben, was?
Ja, dieser Wein ist sauer, denn keine Droge verursacht mehr Leid als der Alkohol. Warum? Weil er überall und jederzeit frei erhältlich ist.

Ich gehe tatsächlich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit an einem Kiosk vorbei. Und jeden Morgen sehe ich, wie ein "Fläschchen" gekauft und innerhalb von Sekunden getrunken wird. "Treibstoff", damit die Hände nicht zittern.

Noch dazu arbeite ich in einem Sozialunternehmen. Täglich bin ich mit Menschen konfrontiert, die an Alkoholismus erkrankt sind. Was glaubst du, was ich alles gesehen und gehört habe? Menschen, deren "Fahne" fünfzig Meter im Umkreis zu riechen ist, und die trotzdem hartnäckig behaupten, sie hätten nichts getrunken. Frauen, die mit blauen Augen oder anderen Verletzungen darauf beharren, sie wären die Treppe hinunter gefallen oder gegen die Tür gelaufen ...

Das Schlimme ist, man kann nur wenig tun, denn helfen kann man nur denen, die sich helfen lassen wollen.

Zitat:
Das ist aber bissig bis verbittert! Hast du dich denn immer noch nicht mit der Blödheit dieser Welt abgefunden!?
Ja, bissig, vielleicht sogar ein bisschen zynisch, aber nicht verbittert. Ich werde mich niemals mit der "Blödheit" dieser Welt "abfinden". Wenn jeder sich damit abfindet, wird sich nichts je ändern. Ich denke nicht daran, tatenlos zu verharren, das ist falsch.

Zitat:
Abgesehen davon von hohem dichterischem Wert, dein Sozialkritikum hier!
In Anbetracht deiner dichterischen Qualitäten und deiner Kompetenz im Verfassen von Sonetten bedanke ich mich herzlich für dieses Kompliment!

Liebe Grüße

Stimme


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Guten Abend, liebe Dana,

Zitat:
Imponierend, auf die 20er Jahre zurück zu blicken, zu zitieren und hochaktuell zu bleiben.
(Was schon in deiner Signatur auch zu finden ist.)
Im vollen Ernst: Erstaunlicherweise musste ich die Suchmaschine benutzen, um zu verstehen, was du damit meinst. Ja, ich erkannte das Zitat von Elke Lasker-Schüler wieder, aber ich habe es ganz unbewusst "verwendet". Irgendwo war es "gespeichert" ... Die Signatur allerdings ist sehr bewusst, ich finde es zwar traurig, aber auf ironische Art betrachtet auch belustigend, dass sich die Menschen schon vor Tausenden von Jahren über genau das Gleiche beklagten, wie wir es heute tun. Wenn wir bisher noch nichts dazugelernt haben, dann wird es Zeit!

Zitat:
Sehr schön die drastische Feststellung zum Saufen und die Überleitung zum elysischen Beerben von Bacchus.
Der Wunschtraum vom "Säuferparadies", die elysäischen Gefilde des antiken Schutzpatrons aller Säufer, wo die Brunnen Wein spenden und in den Flüssen Whisky fließt - etwas zynisch, das gebe ich zu.

Zitat:
Danach die Tragödie (heimlich am Kiost Wodka kaufen) und das Verschwimmen des Alltagstrotts - super.
Es geht um das "Ableugnen" und das "Verheimlichen", genau. Diese Verhaltensweisen sind typisch. Ich habe in meinem Leben viel erlebt, das weißt du, aber an ein "Verschwimmenlassen" dachte ich nie. Alkohol verursacht Probleme, er löst keine.

Zitat:
Die Schlussfolgerung im letzten Terzett zeigt drastisch die Auswirkungen dieser Krankheit aus.
Im Grunde genommen, auch das gebe ich zu, fände ich es weit weniger schlimm, würden diese Menschen nur sich selbst schaden. Aber sie schaden ihren Partnern - und vor allem ihren Kindern. Bei Letzteren hört für mich jedes Verständnis auf!

Zitat:
Bin wirklich rundum beeindruckt von Sprache und Inhalt. So wie es da steht, ist es nicht nur nett, es ist sehr gut.

(Diesmal ohne jede Anmerkung und schon gar keine Krittelei.)
Ganz lieben Dank! (Aber es kommen ja noch 13 Weitere.)

Liebe Grüße

Stimme
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