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Alt 30.03.2009, 10:42   #29
Kamelot
Biggest dog in the yard
 
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Hallo Prinz,

nach all der Aufregung rund um diesen Text denke ich, sollte mal die jüngere, kritische Generation ihren Senf zu deinem thematischen Griff ins Klo von sich geben, denn mal ganz ehrlich, so einen Text in einem Forum zu bringen, wo mehr als die Hälfte der User an den Nachwehen des zweiten Weltkriegs gelitten haben, ist schon eine ziemlich krasse Nummer. Ich weiß, dass ich dir im ICQ gesagt habe, ich sehe die Sache nicht ganz so eng, auch weil ich Österreicher bin und mir ein gewisser Teil des deutschen Gedankenguts, nämlich dieses absolut unnötige Schuldgefühl für Aktionen, die eigentlich lange nicht mehr ihre Schuld waren (ich spreche von den Generationen nach 1945), fehlt – dennoch muss ich ganz ehrlich sagen…was war das für ein billiger B – Movie, den du dir da angesehen hast und der dich veranlasst hat, so etwas Oberflächliches zu schreiben?

Besonders interessant finde ich ja, dass hier alles aus der Sicht des lyrischen Ichs geschrieben wurde, denn das macht das Ganze ungemein authentisch. Gerade in einer Zeit, wo wenn man bereit ist auf Kleinigkeiten wie Bier oder andere lebensunnötige Sachen zu verzichten, jeder Überleben kann, teilwiese sogar die Wohnungen bezahlt werden, finde ich es interessant, wenn man sich in die Rolle eines Soldaten versetzt, der nur gekämpft hat um nicht getötet zu werden. Das hat Authenzität…das glaubt kein Mensch…tut mir leid, aber ich nehm dir den Inhalt nicht ab. Einige sind geschockt, weil du das hier niederschreibst…ich bin enttäuscht, denn gerade von dir erwarte ich einiges mehr als diesen wirklich billig gemachten Text. Auch wenn es handwerklich wirklich nichts zu kritisieren gibt, alleine die hier verwendete Bildsprache ist so allgemeingültig, dass man beim Austauschen von einigen Wörtern denken könnte, du würdest von irgendwelchen 3. Welt Ländern schreiben in denen irgendein Idiot mit Minderwertigkeitskomplexen seine Terrorherrschaft durchziehen muss.

Das Ganze ist wirklich so billig gemacht, dass ich mir anfangs an den Kopf fassen musste, weil ich verstanden habe, wieso einige sich hierüber aufregen können…bis mir dann klar wurde, dass außer mir offenbar niemand gesehen hat, dass dieser Text trotz seiner Aufregung keinerlei greifbare Aussage besitzt. Ich würde ja nichts sagen, wenn der Text aus der Beobachterperspektive geschrieben worden wäre, aber die Gedanken eines vergewaltigenden NS – Soldaten, inspiriert durch einen Film, der im Vaterland des Patriotismus gedreht wurde, hier in Gedichtform darzubieten…mal ernsthaft…das ist billigstes Kino. Wäre das Gedicht jetzt vielleicht noch formlos, dann würde ich sagen, man kann es in den Müll stopfen, aber so, wie es hier ist, handelt es sich nur um eine gute formale Ausarbeitung, gepaart mit einigen weniger nachvollziehbaren, weil nicht selbst erlebten Gedanken. Einige würden es sogar spöttisch als eine Art misslungener Schreibübung bezeichnen.

Ich denke, wenn das hier auch nur eine Spur chiffrierter wäre, dann würde es keinen mehr interessieren. Bestes Beispiel dafür ist Celan’s Todesfuge. Ich hasse das Gedicht, aber es ist ein wirklich gutes Beispiel, denn ein Gedicht wie dieses würde niemals für so viel Aufregung sorgen, was vielleicht daran liegt, dass man auch andere Sachen hineininterpretieren kann, man dem Leser keinen Weg aufzwingt, aber das machst du hier mit diesem Gedicht…du schreibst hier unverblümt, dass er das kleine Kind ficken soll, da es danach ohnehin im KZ verbrannt wird…ich meine, direkter kann man sich in Deutschland doch nicht mehr in die Scheiße manövrieren…

Ich weiß, dass du denkst, dass du hier definitiv im Recht bist, aber ich nehm dir dieses Gedicht ungefähr so ab, wie wenn du hier übers Ritzen schreibst, wobei du das vermutlich bildhafter, besser und vor allem lesenswerter hinbekommen hättest. Auch wenn es dir nicht gefällt, denn dieser Vergleich gefällt niemandem, dein Gedicht erinnert mich an ein Lüttke – Gedicht, nur mit dem großen Unterschied, das Michael wenigstens nicht in diese Thematik verfällt. Dieses Argument sollte ich vielleicht aber begründen – seine Texte und dieser Text haben etwas gemeinsam, nämlich, dass sie jede Menge Klicks haben, jede Menge Aufmerksamkeit bekommen und eigentlich nichts taugen. (ich mach kein großes Geheimnis daraus, dass ich Michale Lüttkes Texte nicht unbedingt mag) – in meinen Augen geht es hier nur um reine Aufmerksamkeitshascherei, die du jetzt ja auch bekommen hast – mehr ist dieser Text nicht.

Ich muss hier noch einmal auf ein anderes Argument eingehen:
Zitat:
Erschieße sie!

~ ich war Soldat ~

Und könntet ihr ahnen, was in dieser Nacht
im Dunkel der Gassen passierte,
als ich mit der Truppe marschierte,
ihr würdet mich hängen und hättet gedacht,
ich hätte die (kann frei eingesetzt werden) zum Schweigen gebracht,
nur um sie leiden zu sehen
und hinter dem Auftrag zu stehen.

Und würdet ihr wissen, dass ich dieses Kind,
das später im Feuer verrauchte,
in selbiger Nacht noch missbrauchte,
ihr würdet mich hassen und schimpftet mich blind,
gefühllos wie fremde Soldaten so sind,
gedankenlos nichts hinterfragend
die schlimmsten Befehle ertragend.

Doch wäret ihr fähig, nur einmal den Schrei,
den Kommandant (Name kann beliebig eingesetzt werden) mir schickte,
als er auf das „freie“ Volk blickte,
zu hören und wäre nur einer dabei,
der da nicht aus Angst vor der starken Partei
die Waffe auf Schwächere richtet:
ich hätte aufs Leben verzichtet.
Ich hab hier einfach nur ein paar Worte ausgetauscht, und schon hat dein Gedicht an Schärfe verloren - soll einerseits zeigen wie einfach und schlecht es sprachlich gemacht ist und vor allem nimmt es diesen gottverdammten Nazihintergrund weg, denn um mehr geht es ja nicht und wie oben bereits gesagt, jetzt könnte man meinen, es geht um ein 3. Welt Land in Afrika oder Asien. Wie bereits mehrmals gesagt, die für deine Verhältnisse echt schwache Sprache tut ihren Teil dazu das Gedicht nicht besonders positiv erscheinen zu lassen…aber na ja, du bist auf Kritik ja nicht sonderlich angesprungen bisher, deswegen werden dich diese Zeilen auch nicht wirklich interessieren.

Bevor hier jetzt irgendjemand sagt, dass einiges hier Erwähnte bereits in der Diskussion gefallen ist, sei folgendes angemerkt – ich hab sie nicht aufmerksam gelesen, eigentlich nur teilwiese überflogen und mich interessiert herzlich wenig, was bisher gesprochen wurde. Der Text ist inhaltlicher Müll wegen einiger Aspekte, die oben genannt wurden und die ganze Aufregung nicht wert nur weil ein 20 – Jähriger nicht bereit ist einzusehen, dass er hier seine Glaubwürdigkeit als ernstzunehmender Künstler verspielt hat. Und Prinz, ich weiß, was ich im ICQ gesagt habe, aber ganz ehrlich...ich hab dir dort auch gleich als erstes gesagt, dass der Inhalt ein Griff ins Klo ist und das hab ich hier jetzt noch einmal ordentlich ausgeführt.

Schönen Tag noch
Kamelot
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Kleiner Ehrgeiz beugt sich unter das harte Joch des Zwanges weit lieber als unter die sanfte Herrschaft eines überlegenen Geistes.
Johann Christoph Friedrich von Schiller

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