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Alt 31.01.2012, 13:26   #12
Justin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Sidgrani,

über die lobenden Worte habe ich mich sehr gefreut. Es ist keine gegenseitige Gefälligkeit, wenn ich sage, daß auch Deine Gedichte von der Metrik her perfekt sind. Ich empfinde es tatsächlich so. Auch der schöne Ergänzungsvers beweist, mit welcher Phantasie wir an Gedichte herangehen können. Er liest sich wirklich gut.

Meiner Meinung nach hast auch Du ein Lieblingsgedicht. Einmal könnten Dir dabei die Worte leichter als gedacht zugeflogen sein, doch auch das ganze Gegenteil wäre denkbar. Daß nämlich eine Blockade aufgelöst werden mußte, die ein Fortkommen erschwert hat. Vielleicht liebt man dann ein Gedicht noch etwas mehr.

Über Gedichte könnte man sich lange unterhalten. Ich persönlich übernehme Auftragsgedichte nur ungern. Nehmen wir an, es wären mir einige schön dahinfließende Verse gelungen, die auch dem Auftraggeber gefallen. Nun wünscht er aber noch, daß im Gedicht das Wort "Kötzschenbroda" vorkommen soll. Und das geht eben nicht gut, weil damit der lyrische Gesamteindruck verwischt würde. Ich könnte dem Gedicht dann höchstens eine andere Wendung geben zuungunsten der bereits bestehenden Version. Das wäre aber kein so glücklicher Tausch.

Vielleicht siehst Du es ähnlich und vertraust viel lieber der Inspiration, die plötzlich da ist - in einer Strophe oder auch nur den ersten 2 Zeilen, die sich anbieten.



Hallo Faldi,

es war sehr interessant, Deine metrischen Abhandlungen zu lesen. Die besagte Strophe mit den beiden jambischen und trochäischen Zeilen kannte ich schon, weil wir sie mal in der "Märzreise" abgehandelt hatten.

Nach meinem Schema könnte man also vorgehen, auch wenn Du Einschränkungen geltend machst und sie Deinem persönlichen Geschmack weniger entsprechen. Das verstehe ich durchaus, doch war mir wichtig, zu erfahren, ob es so überhaupt möglich ist oder nicht.

Dein getrübtes Verhältnis zur 2. Zeile des Vierzeilers kann ich gut nachvollziehen. Nachdem ich das gelesen hatte, ist es mir bewußt geworden. Natürlich betone auch ich "Schildkröte" nicht anders als Du und sehe darin eine Schwäche meinerseits.

Ich habe versucht, meinen Vierzeiler mit einem etwas anderen Inhalt Deiner Vorgabe anzupassen:

Theobald war groß und schwer,
der Nasenbär, er lebt nicht mehr,
hat das ganze Zeitgeschehen,
noch länger als der Mensch gesehen.

Hier hätten wir dann jeweils 2 trochäische und jambische Zeilen in der Strophe. Nur mit dem Unterschied, daß durch die anderen Kadenzen die gleichbleibende Aneinanderreihung der Kette aus Deinem Beispiel nicht möglich ist. Es wäre zugegeben schöner, ob es aber gleich vom Leser ao aufgefaßt wird?

Vom Inhalt her hätte der Vierzeiler nicht den geringsten Bestand, weil er völlig falsch ist. Erst mal ist der Nasenbär nicht groß und schwer und wird längst nicht so alt wie der Mensch. Ich habe das jetzt nur mal so gewählt, um eine veränderte Metrik zu kennzeichnen.

Stehen wir nun vor der Aufgabe, eine Schildkröte in die Strophe einzubinden, ist das so leicht nicht, denn wir wollen ja das Tier schließlich richtig betonen . Da müßte man sich wohl etwas anderes einfallen lassen.

Dir und Sidgrani liebe Grüße

Justin

Geändert von Justin (31.01.2012 um 13:34 Uhr)
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