Hi, Chavi!
Wollte zitieren, aber an deinem Text hing seitenweise die Bildinfo. Also so:
Originaltext:
Du, Mutter, hast als junge Frau
Undefinierter Auftakt - kann betont oder unbetont gelesen weden. Betont wäre falsch, da dann mit Senkungsprall auf "Mutter".
diesen schönen Schmuck getragen,
Betont.
silbern glänzend, blauer Stein,
Betont.
an allen deinen Lebenstagen.
Unbetont.
Geschenkt von einem jungen Mann,
Unbetont. "Geschenkt" besser ohne "t"?
zur Hochzeit, die er angetragen
Unbetont.
dir als schüchtern zarte Braut.
Betont.
Euch hat die Liebe fortgetragen.
Undefinierter Auftakt. Betont wäre falsch, weil dann mit Hebungsprall "die Lie". Unbetont klingt unnatürlich.
Du, Mutter, ließest Vater gehn,
Unbetont.
zurück alleine blieb der Stein,
Unbetont.
der silberkettig dich umschlang
Unbetont.
dein ganzes langes Leben lang.
Unbetont.
Und heute liegt auf Samt und Seide
Unbetont.
dies wunderbare Halsgeschmeide,
Unbetont.
verwahrt Erinnerung an dich.
Unbetont.
Der blaue Stein glänzt ewiglich.
Unbetont.
Auftakte unregelmäßig: Betont und unbetont unrhythmisch gemischt in S1 und S2. S3 und 4 korrekt - als ob du Anlauf bräuchtest, um mit dem Takt warm zu werden ...
Kadenzenschema unregelmäßig: mwmw - mwmw - mmmm - wwmm
Reimschema unregelmäßig: ABCB - ABCB - ABCC - AABB (Jede Str. beginnt die Buchstaben neu, also keine strophenünergreifenden Reime)
Einige Korrekturvorschläge:
Du, Mutter, hast in deinem Sein
den allerschönsten Schmuck getragen
- so silbern glänzend, blauer Stein -
an allen deinen Lebenstagen.
Geschenk von einem jungen Mann,
zur Hochzeit, die er angetragen
mit dir als zarter Braut sodann.
Die Liebe ließ das Beste wagen.
Du, Mutter, ließest Vater gehen,
zurück alleine blieb der Stein
an deinem schlanken Hals zu sehen
dein ganzes langes Beidirsein.
Und heute liegt auf Samt und Seide
- verwahrt Erinnerung an dich -
dies wunderbare Halsgeschmeide.
Der blaue Stein glänzt ewiglich.
So haben wir gleiches Reimschema und jeweils 2 Reime in allen Strophen. Die Auftakte sind alle unbetont.
Die Kadenzen sind nun mittig im Text gespiegelt. So haben wir nun: mwmw - mwmw - wmwm - wmwm
Nimm, was dir brauchbar erscheint.
Deine Sprache ist schön und lyrisch, aber leider hakt es oft irgendwo im Takt bei dir. In diesem Falle hast du das Gedicht wahrscheinlich mit betontem Auftakt begonnen, schwenktest aber bald um zu unbetonten, die du in den beiden letzten Str. auch sauber durchgehalten hast, wenn auch dort wiederum mit wechselndem Reimschema. Was mich immer wieder erstaunt ist, dass eine so sprachgewandte Poetin die Ruckler im Rhythmus scheinbar nicht bemerkt - oder bewusst ignoriert, so als schadete es nichts! Das werde ich wohl nie nachvollziehen können.
Ich will dir das nicht zum Vorwurf machen - du siehst es vielleicht eben anders, und manche haben irgendwann genug von meiner "Besserwisserei". Ich erlaube mir nur aufzuzeigen, wie es aus
meiner Sicht sein sollte. Sollte ich zu tief eingegriffen haben, verzeih.
Gern gelesen.
LG, eKy