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Alt 13.11.2012, 07:58   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Standard Der Dichter und das Große Nichts - Groteske nach Christian Morgenstern

Bei dem Versuch, das große Nichts zu deuten,
trat riesenhaft es durch des Dichters Tür.
In Panik fingen Glocken an zu läuten,
der Dichter rief: „Das Große Nichts ist hier!“

Die Dinge rings, sie warfen lange Schatten,
war auch das Nichts des Lichtes gänzlich bar.
Doch Menschen, die es nicht gesehen hatten,
erklärten, dass es nur Erfindung war.

Da fing das Große Nichts an, Licht zu schlucken,
verschlang die frechen Zweifler mit dem Licht.
Der Dichter wollte instinktiv sich ducken,
da sprach das Nichts: „Nein, dich verschling ich nicht!

Du bist der Meister und hast mich gerufen,
des Dichters Leuchtkraft macht mich hell wie Schnee.
Nur du hast Macht, mich so zurückzustufen,
du musst nur sagen: „Großes Nichts, nun geh!“

So ist das Große Nichts dann auch gegangen,
und alle kamen wieder hell ans Licht.
Doch niemand mehr, der einst vom Nichts gefangen,
sagt nun: »Das Große Nichts, das gibt es nicht.«

Geändert von Friedhelm Götz (16.11.2012 um 08:30 Uhr)
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