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Alt 25.09.2011, 09:48   #20
Stimme der Zeit
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Guten Morgen, Faldi,

Zitat:
ich bleibe dran...
tapfer, tapfer. (Ich mache nur Spaß.) Danke.

Zitat:
Meine Damen und Herren, machen Sie Ihr Spiel !
Das gehört nur "indirekt" zum Thema, aber irgendwie trotzdem "dazu": Menschen lieben Glücksspiele, jedenfalls sehr viele. In den letzten Jahren beobachte ich, dass Glücksspielshops wie Pilze aus dem Boden wachsen. Laut WHO betrugen 2008 in Deutschland die "sozialen Kosten" für das Glücksspiel ca. 326 Millionen Euro. Und nur zu leicht kann aus dieser "Spielerei" eine pathologische Spielsucht werden. Ich frage mich, ob nicht nur die Größe des "eingesetzten Geldbetrags" den Unterschied zu den Spekulationen an der Börse macht. So mancher "Zocker" stand auch dort "in der Unterwäsche" da, denn die Börse ist, bringt man es auf den Punkt, ein Spiel auf der Suche nach dem großen (finanziellen) Glück ...

Zitat:
Ehrlich gesagt, kann ich auch einige der "Investoren" nicht bedauern, denn gerade die "größeren" unter ihnen erhofften sich auch höhere Rendite, wodurch dieses Spiel erst salonfähig wurde.
Das hat natürlich auch die Kleinanleger gelockt, die reihenweise abgezockt wurden und die die eigentlichen Verlierer waren, neben den vielen Menschen in den USA, die ihre Häuser verloren haben, weil die Finanzierungen platzten.
Faldi, ich bedauere die "Großen" keinen Millimeter weit. Aber die "Kleinanleger", die von ihren Anlageberatern, Steuerberatern, Versicherungsmaklern oder "guten Freunden" dazu überredet wurden, ihre sauer ersparten Groschen (Grmpf: Cents) doch besser in Aktien und/oder Aktienfonds anzulegen, da sie dabei doch "viel mehr Zinsen" bekämen, die tun mir wirklich leid. Es ist wie mit Versicherungsvertretern: Die Leute haben in den meisten Fällen etwas Überflüssiges "angedreht" bekommen, so sinnvoll wie 4 Lebensversicherungen und 3 Unfallversicherungen gleichzeitig. (Mit solchen Leuten, die häufig verschuldet sind, da sie einfach keine Ahnung von Finanzen haben, treffe ich beruflich zusammen. Sie lassen sich jedes X für ein U vormachen ...) Den Leuten wird besonders gerne von ihrem Bankberater / ihrer Bankberaterin weisgemacht, dass Aktienfonds ja "sooo sicher" sind, und als Beweis legt man ihnen die "Entwicklung" bestimmter, sorgfältig ausgesuchter Fonds in den letzten 20 Jahren vor. Ähem - genau da ist der Knackpunkt. Wie groß ist nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass nicht gerade bei etwas, das 10, 20 Jahre lang "gut ging" zwangsläufig irgendwann die "Luft raus ist"? Das Risiko, die Schwankungen, das "Schwächeln" der Börse, das sich ankündigende Finanzdebakel der USA und somit auch Europas wurden geflissentlich verschwiegen. Also ließen sich die "kleinen Leute" gutgläubig darauf ein, um dann mindestens die Hälfte ihrer Einlagen oder sogar fast alles zu verlieren. Was für eine Schweinerei!

Zitat:
Es ist ein dreckiges Spielchen und viele Banken haben ihre Leichen im Keller verbuddelt.

Das Ganze hat ja System, denn unsere Gesellschaft (natürlich nicht nur unsere) ist auf Bankgeschäfte aufgebaut.
Wir haben ja schon von jung an mit Konten gelebt. Viele aus unserer Generation hatten ein Sparbuch bei der Sparkasse, wo Omi und Opi, die Eltern oder sonstige Verwandte kleinere (oder größere) Beträge mehr oder weniger regelmäßig deponierten. Da gab's ja dann auch noch ein paar Zinsen von der Bank geschenkt.
Und mit dem ersten Job oder der Lehrstelle war dann sowieso ein Girokonto fällig, weil der Arbeitgeber überweisen wollte.
Und wenn man dann mal was übrig hatte, dann gehörte es sich, dies nicht zuhause unter der Matratze aufzubewahren, sondern zur Bank aufs Sparbuch zu bringen, denn das gab ja Zinsen (s.o.) und man wäre ja blöde, wenn man Geld verschenkt.

Tja, und dann wurden die Zinsen für das Sparbuch immer lächerlicher und die sogenannten Anlageberater verkauften andere Optionen.
Das Spielchen wurde immer riskanter, bis es dann eben zu einer weltweiten kreditfinanzierten Massenspekulation kam, nebst eines spekulativ aufgeblasenen Wirtschaftswachstums in den USA, wonach der große Crash im August 2007 erfolgte, dessen Auwirkungen wir bis heute spüren können.

Man hatte mit Luftbuchungen gespielt und die weltweiten Verluste bei Wertpaieren werden auf vier Billionen (4 000 000 000 000) US-Dollar geschätzt.
Natürlich ist das dreckig, und wie dreckig, das glaubt man kaum. Jede Bank hat einen tiefen, tiefen Keller, da ist viel Platz.

Das "Wirtschaftswachstum" der USA war tatsächlich nur eine mit heißer Luft aufgepustete Seifenblase, die zwangsläufig platzen musste. Jeder US-Bürger bekam ohne weiteres eine Kreditkarte, die er auch benutzte. Und jetzt der "Hammer": Viele begriffen tatsächlich nicht, dass sie das ausgegebene Geld auch wieder würden zurückzahlen müssen!!! Unglaublich, aber wahr. Der Bildungsstand der "Arbeiterklasse" und der der "sozialen Unterklasse" ist ein wahrer Graus. Über die Hälfte der Bevölkerung glaubt, der deutsche Präsident (Was ist ein "Kanzler"?) hieße Hitler, alle Deutschen wären Nazis, würden sich nur von Weißwürsten, Sauerkraut und Bier ernähren und wir trügen nur "Krachlederne" und "Dirndl" ... Sie wissen nichts über die Welt außerhalb der USA, sie würden Deutschland auf einer Weltkarte lange suchen - ja, wo liegt das denn? Dem gegenüber mutiert ein deutscher "Nullblicker" spontan zur "Intelligenzbestie", es ist schrecklich. Und die "Elite", so wie in jedem Land der Welt, tut nichts dagegen, es ist für sie natürlich hervorragend, wenn die "Kluft" zwischen Arm und Reich so bleibt, wie sie ist. Es gibt nur den Unterschied, dass jeder, der seine Moral über Bord wirft und skrupellos genug ist, ein Mitglied des "Geldadels" werden kann. (Das ist allerdings überall so, nicht nur in den USA, dort bieten sich nur "mehr Möglichkeiten dafür".) Mit Anstand, Ehrlichkeit und Menschlichkeit wird man nicht reich. Das ist Fakt.

Zitat:
Da haben einige ganz gut verdient.
Einige wurde reich.

Zitat:
Ja, das ist ein kaltes Geschäft (gut dargestellt durch den "kalten, frisch polierten Edelstahl"), bei dem viele Menschen um ihr Erspartes gebracht wurden, aber eben auch vielen nicht solventen Kunden Kredite gewährt wurden, die eigentlich nicht hätten sein dürfen, weil das Geld, das hinter all dem stand, eigentlich gar nicht vorhanden war.
Hier sagst du etwas sehr Interessantes, auf das ich ein wenig näher eingehen möchte. Das deutsche Bankwesen ist etwas sehr Spezielles. Ein Beispiel: Herr X möchte eine Eigentumswohnung kaufen. Er geht zu seiner Bank und möchte einen Kredit. Der Berater wird ihm erklären, warum er einen höheren Kredit aufnehmen soll, als er braucht. "Dann haben sie 'Luft nach oben', denn man weiß ja nicht, was kommt. Das ist für sie günstiger, als ihn nachträglich aufzustocken oder einen zweiten Kredit aufnehmen zu müssen." Quark. Er bekommt Provision!

Herr X nimmt also einen Kredit auf. Er hat natürlich keine Ahnung, was es mit der ganzen "Zinsgeschichte" so auf sich hat. Dass er weniger den Kredit, sondern hauptsächlich die Zinsen abbezahlt, das begreift er nicht, auch nicht, dass das so gewollt ist. Nach einer Weile sagt ihm die Bank, dass es besser wäre, den Kredit aufzustocken (im Widerspruch zum vorher Gesagten), da sich "Blabladies und blabladas geändert habe und es so günstiger für ihn wäre". Herr X macht das, klar doch. Dann passiert es: Er hat einen Unfall, oder er wird krank und dadurch berufsunfähig. Plötzlich ist er nicht mehr in der Lage, die Kreditraten abzubezahlen, da ihm das Geld dafür fehlt.

Wenn er nicht ganz naiv und nicht zu stolz ist, und feststeht, dass er nicht mehr arbeiten kann, dann sollte er eine Schuldnerberatung aufsuchen. Meist funktioniert ein außergerichtlicher Vergleich nicht, da das gar nicht im Interesse der Bank liegt. Es gibt dann für ihn nur noch die Privatinsolvenz - solche Fälle sind häufig.

Nun ist also Herr X in der Insolvenz. Was ist mit dem Kredit? Nun, die Bank ist gut versichert gegen solche Fälle. Das wird "gebucht", "verbucht", "aus- und umgebucht", bis plötzlich - ja nanu! - gar kein Verlust mehr vorhanden ist! Ja, wie geht denn das? Er wird "abgeschrieben" und bringt dadurch noch Steuervorteile - Gewinn, Leute. Das geht, die deutsche Gesetzgebung sorgt dafür. Anbei ein sehr interessanter Link:

ht tp://w w w.egon-w-kreutzer.de/Geld/Grundlagen12.html#Anker10028 (Leerzeichen entfernen)

Wie geht es dann weiter? Es gibt in Deutschland einige sehr spezielle Inkasso-Unternehmen. Die Bank verkauft den "Rest-Kredit" an ein solches Büro, üblicherweise für 5-10 % der Kreditsumme. Ein Gewinn für die Bank - und für das Inkasso-Unternehmen ebenfalls. Denn dieses beginnt nun, Herr X mit Drohungen, die jeglicher gesetzlicher oder rechtlicher Grundlage entbehren, unter Druck zu setzen. Wenn das auch nur in der Hälfte der Fälle funktioniert (was es übrigens tut, da Herr X ja keine Ahnung hat, was rechtlich möglich ist oder nicht), macht das Büro seinen "Reibach" mit solchen angekauften Krediten. Herr X beginnt also, sich das Geld vom Mund abzusparen, zahlt Raten, die er sich gar nicht leisten kann und lebt aus Unkenntnis der Sachlage zwei Wochen im Monat von Tütensuppe ...

Herr X: Der kleine, ganz große Verlierer. Gewinner: Die Bank und das Inkassobüro.

Zitat:
Tja, leider sind wir in diese Geschäfte viel zu sehr verstrickt, als daß sich etwas durch die nächste Wahl ändern lassen würde.
Eine neue Regierung wäre gezwungen, erst einmal dort weiter zu machen, wo die alte aufgehört hat, denn es bestehen ja verbindliche Verträge, aus denen man nicht so leicht aussteigen kann, auch wenn diese, zumindest auf europäischer Ebene, ständig gebrochen wurden, ich erinnere nur an den Maastrichter (später Amsterdamer) Vertrag.

Ja, man hat die Wahl.
Und zwar die Art und Weise, ob man schwarz, mit verschiedenen Rottönen, grün oder gelb betrogen werden möchte.
Diese netten Farben lassen sich dann auch noch munter miteinander kombinieren, da gibt es keine Grenzen.
Überall auf der Welt gibt es ihn, das ist keine "Verschwörungstheorie": Den "Geldadel", die "Finanz-Elite", die in Wirklichkeit am "Ruder sitzt". Die Politiker selbst sind damit "verwandt und verschwägert", sie "gehören dazu". Wie viele besitzen Geschäftsanteile an Unternehmen, sind Mitglieder in Vorständen? Wenn ein Politiker sein Amt verliert, geht er in die "Wirtschaft", denn eigentlich war er die ganze Zeit mit einem Bein schon dort.

Fazit: Das gesamte Weltwirtschaftssystem müssten von Grund auf geändert werden. Das ist nicht einmal Utopie, nicht einmal Spekulation, der Glaube daran wäre bloße Fantasterei. Das wird nie geschehen, denn die "Elite" wird niemals zulassen, dass sich ein System ändert, von dem sie profitieren. Und sie haben auch die "Geldmacht", jede Änderung erfolgreich zu verhindern.

Ja, die "Farben" sind völlig egal. Einheitsbrei, verschmiert von den Pinseln, die alle aus der gleichen "Pinselfabrik" stammen.

Zitat:
Ach, kotzt mich das alles an...
Wem sagst du das! Wir denken, reden, schreiben, protestieren - und kommen doch nicht dagegen an. Warum? Tja, wir sind viel zu wenige. Die Mehrheit der Menschheit kapiert das Ganze einfach überhaupt nicht, kein kleines Bisschen ...

Zitat:
Aber dein 5. Sonett bringt es auf den Punkt.
Nur der Schluss (s.o.) wirkt m. E. nicht mit allerletzter Konsequenz, womit ich dieses Gedicht ganz knapp auf Platz zwei hinter " Retrospektive Aktualität verweisen muss, obwohl eine deutliche Steigerung zu den vorhergehenden Texten vorliegt.

Vorläufige Tabelle:

Retrospektive Aktualität
Faites vos jeux!
Der Dukatenesel
Kühles Kalkül
Gedankenlose Konzeption
Bisher bin ich immer noch mit dir "einig", was die "Platzierungen" betrifft. Ich glaube aber, bei ein, zwei Sonetten werden unsere Meinungen verschieden sein. Mal abwarten, das finde ich gerade interessant. Es kann ja auch anders sein, ich lasse mich also auch ein wenig "überraschen", ob ich mit meiner Einschätzung am Ende richtig liege.

Zitat:
Obwohl du jetzt den gesamten Zyklus eingestellt hast und ich schon vorab einsehen durfte, habe ich mich absichtlich noch nicht näher mit den anderen Texten beschäftigt, weil ich sie mir der Reihe nach vornehmen und mir selbst als Kommentator die Spannung nicht nehmen möchte.
Das finde ich großartig, und ich bin dir auch sehr dankbar für deine Bemühungen. Es ist schließlich keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Menge "Geistesarbeit", sich der Reihe nach mit 14 Gedichten zu befassen.

Also: Vielen, lieben Dank und bis zum nächsten Sonett!

Liebe Grüße

Stimme
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Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (25.09.2011 um 12:37 Uhr) Grund: Kleine Änderung.
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