Thema: Geißen-Peter
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11.03.2009, 19:01   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard Geißen-Peter

Der war einer, der Geißen-Peter!
Frisch, jungen Blutes und in allen Dingen recht übermütig. Als besten Geißenhüter hat man ihn gelobt, mochte er auch ein wenig wild sein.
Seine größte Fertigkeit aber war das Flötenspiel.
Hatte sich eine Flöte geschnitzt, die konnte er schluchzen und jubeln lassen, daß es eine Kunst war. Spielte auf, daß die Musik in Herzen, Seelen und Träume drang.
Hatte auch mit diesem Spiel den Leitbock seiner Herde in der Hand - der folgte nach des Hüters Lust und Laune, im Gefolge die Herde.

Peter schielte immer wieder voller Verlangen nach dem Vreni.
Vreni war eine, die mit Worten nicht zu fangen war. Fromm. Bescheiden. Aber widerständig.
Das lockte den Peter arg.
Einmal, nach dem Kirchgang, vermocht er das Vreni zu bereden, daß es mit ihm hochstieg auf die Alm zu den Geißen. Weil der Peter ihm doch zeigen wollt, was er mit seiner Musik zustandebringt.

Leichtfüßig, schnell waren sie oben. Die Alm am Tobel lag im Licht. Heiß in der Sonne.
Der Peter prahlte flinkmundig mit seiner Flötenkunst und hub an.
Der Geißbock blickte hin zu ihm mit seinen gelben Augen. Wie fragend.
Toller wurde des Peters Spiel. Wollte den Alten hin pfeifen an den Abgrund, zum Tobel hin. Sein Können zu beweisen.
Die Geißen folgten dem Gelbäugigen. Peter, toll geworden, rief mit der Pfeife ein "Hinab!". Die Herde sprang, taumelte, stürzte.
Dem triumphierend pfeifenden und lachenden Peter schaute der Geißbock tief und streng in die Augen. Sprang dann als Letzer. Den Peter mitreißend in die Tiefe.

.
Leier ist offline   Mit Zitat antworten