Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 31.10.2016, 14:27   #1
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Die Digitalisierung unseres Lebens

Die Parteien suchen verzweifelt nach Themen, um sich für die kommende Bundestagswahl zu profilieren.
Während die SPD die Renten für sich entdeckt hat, was recht viel versprechend fürs Wählerpotential sein könnte, setzen CDU und vor allem FDP auf die Digitalisierung unserer Arbeitswelt und unseres Lebens.

Selbst fahrende Autos, Roboter für die Reinigung der Werkshallen, Operationen gar über tausende von Kilometern hinweg werden da anvisiert und als nutzbringende Ziele in den Raum gestellt. Künstliche Intelligenz, die unser Leben erleichtern soll.
Denken wir einmal zurück an die segensreiche Erfindung der Waschmaschine. Hat es der Hausfrau geholfen? In einer Art sicherlich, sie braucht nicht mehr so schwer zu schrubben, die Wäsche ist sauberer und hält länger. Mit diesem Anspruch sind aber auch die anderen Ansprüche gestiegen: Man wechselt seine Wäsche täglich, also fällt auch mehr Wäsche an. Die Umwelt wird durch tonnenweise Waschpulver belastet, Wasser wird ohne Nachzudenken verbraucht, ebenso Energie, die auch wieder irgendwie produziert werden muss. Bis dato ebenfalls vorwiegend Umwelt belastend.

Was kann uns das für die Digitalisierung sagen?
Sicherlich werden für Betriebe Vorteile erwachsen, vielleicht auch für den Privathaushalt. Ein selbst fahrendes Auto würde alte und kranke Menschen unabhängiger machen, ihnen das teure Taxi ersparen, Roboter könnten sie im Haushalt unterstützen. Heimarbeit wäre möglich für alle.
Es würden jedoch niedrig qualifizierte Arbeitssuchende aus dem Raster fallen und nicht mehr gebraucht.
Die Menschen benötigten eine umfassende digitale Bildung und Ausbildung, um mit den Maschinen Schritt halten zu können.
Bitcom-Chef Rohleder formuliert das sinngemäß so: „ Schon in Grundschulen sollten Computer stehen und grundsätzlich ein dualer Unterricht in Deutsch und Englisch stattfinden, damit die Kinder auf das Arbeitsleben vorbereitet sind.“.
Spätestens hier beginnt es nicht nur verantwortungsbewussten Müttern im Bauch zu grummeln: Also noch mehr Last, noch mehr Druck auf die Kleinen, schon im zartesten Alter.
Psychologe Manfred Spitzer, der mehrere Bücher zu diesem Thema geschrieben hat, etwa „ Digitale Demenz“ oder „Cyberkrank“, ein Mann also, der sich mit den Negativauswirkungen der Digitalmaschinerie täglich befassen muss, weil internetabhängige Menschen an ihrem normalen Leben zerbrechen, warnt eindringlich.
Schon heute kommunizieren Jugendliche nur noch über Handy, sie tippen sich die Daumen kaputt und suchen irgendwelche Pokemons in irgendwelchen Realitäten.
Handschrift und Lesefähigkeit verkümmern, geschrieben wird in seltsam verstümmelten Sätzen.
Dies sollen nun bald Grundschüler ganz legitim in der Schule tun. Ey , wozu brauchst du noch Handschrift, wenn du digital bist, LOL?
Dass die Handschrift ein Persönlichkeitsmerkmal ist, dass alles, was man niederschreibt, besser im Gedächnis bleibt, das wischt man lächelnd vom Tisch. Pädagogik von gestern.

Wo bleiben persönliche Kommunikation, die Empathie, Menschen zum Anfassen. Wo bleiben Ethik und Moral, wenn herzlose, aber intelligente Maschinen Menschen ersetzen?
Es fängt immer klein an, aber was, wenn die Roboter nicht nur Werkshallen fegen, sondern auch im Altenheim Menschen den Hintern wischen? Wenn selbst fahrende Autos plötzlich auftauchende Lebewesen überfahren, weil für sie der Schutz der eigenen Insassen mehr zählt? Hierzu werden nun Ethik-Kommissionen gebildet, aber was können sie entscheiden? Tatsache bleibt doch, dass der Mensch im selbst fahrenden Auto nicht mehr nach eigenen Werten entscheiden kann, sondern sich fremd programmiert in die völlige Abhängigkeit einer Maschine begibt. Wollen wir das? Nur, weil die FDP kein Wahlkampfthema findet?
Man hat den Totschlagargumenten der Globalisierung, des internationalen Wettbewerbs, immer mehr Gewinn, immer höher, immer mehr, nichts entgegenzusetzen als das: Das Menschliche, Warme, Herzliche.
Die rasante Entwicklung des Internets, der maschinellen Spielgeräte für Kleinstkinder, die dudeln, blöken, musizieren, die Statusentwicklung des Handys, Smartphones, I-Pads, all das lässt befürchten, dass es nicht bei den hochmoralischen Werten bleibt, die die FDP fordert. Natürlich müssen Gesetze her, natürlich sollen dabei keine Arbeitsplätze verloren gehen, keine Werte, Kinder sollen nicht geschädigt werden.
Man hört es wohl, allein es fehlt der Glaube, denn sie werden aktuell schon geschädigt!
Vereinsamte, süchtige , fantasielose Kinder, die sich selbst isolieren und keinerlei Sozialkompetenz mehr aufweisen, sind schon heute die Folgen. Vereinsamte, süchtige Erwachsene, die jede Empathie und eigene Vision verloren haben.
So wird es auch bei der Digitalisierung sein. Die Geister, die man rief, wird man nicht mehr loswerden.

Heute schon produziert Japan einen Kleinstroboter, der die Intelligenz eines Fünfjährigen haben soll. Er soll die Einsamkeit von Menschen überbrücken, erkennt ihre Stimmungen und fragt nach dem Befinden.
Quasi der menschliche Nachfolger des Tamagochis.
Wie perfide und verkommen muss eine Welt sein, die so etwas braucht?

Vielleicht streichelt dir dein selbst fahrendes Auto dann irgendwann über das Haar und sagt „Ich liebe dich, ich will nicht von Felix, dem Haushaltsroboter gewaschen werden, sondern nur von deiner zarten Hand.““, vielleicht, vielleicht. Dann ist es wohl zu spät, um nachzudenken. Das hat längst Erwin, die philosophisch programmierte Denkmaschine für uns getan. Und die wird das blöde Auto nicht verstehen…








.
  Mit Zitat antworten