Hi Chavi!
Nein, diese Zeile habe ich nicht "bewusst" gesetzt, es ging einfach nicht anders. "Die uns man bei ..." wäre inversiv, klänge gespreizt. Da nehme ich die etwas unnatürliche Betonung eher in Kauf.
Der Leser weiß ja, dass es ein Sonett ist und versucht da eher automatisch den unbetonten Auftakt trotz des "die" am Beginn. Hoff ich halt ...
Zum Inhalt: Ich wollte mal wieder "sozialkritisch" dichten. Da braucht's eigentlich keinen speziellen Inhalt - eine gute Mischung aus ärgerlicher und resignativer Attitüde genügt, ein Spiel mit verbalen Versatzstücken sozialen Widerstandes.
Das klingt dann erst mal ungeheuer potent und intellektuell hinterfragend, sagt im Grunde aber nichts Exaktes aus, bläst eher einer allgemeinen destruktiven Grundstimmung Raum, weil die bestehende Ordnung "gefühlt" so hingestellt wird, als gäbe es gar nichts Gutes an ihr.
So ein Gedicht ist manipulativ wie eine Wahlrede: Im Grunde wird nichts ausgesagt, aber man denkt, der Verfasser müsse ungeheuer mutig und engagiert sein.
Abgesehen von diesen schrägen Hintergedanken wollte ich ein Bild einer übersättigten Gesellschaft zeichnen, die längst verlernt hat, sich zu wagen.
Bei solchen Werken sehe ich mich allerdings immer eher als Teil der Problemzone denn als durchglühten Mahner, der verächtlich aus seinem windschiefen Elfenbeinturm des Hauruckaktivisten auf die Trägen herabschaut.
Vielen Dank für deine Gedanken!
LG, eKy