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Alt 18.02.2017, 19:42   #5
Kokochanel
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Lieber Erich, lieber Thomas,

erstaunlich finde ich es, wie ihr diesem Gedicht entgegentretet und da ich es auch in einem anderen Forum laufen ließ, erstaunt es mich um so mehr, dass ausnahmslos alle darin eine irgendwie gescheiterte Liebesbeziehung zu sehen scheinen.
Das wiederum bestätigt mich in meiner These, dass ein Leser immer sich selbst ins Werk hineinliest, also von den Prämissen ausgeht, Emotionen, die er kennt.
Das ist für mich beinahe noch interessanter als die Analyse des Gedichtes.

Das Werk ist nicht metrisch gleichhebig, weil es stilistisch das Zerissene betonen soll. Im Sinne hatte ich keine Liebe, ´sondern die Freiheit aus der Enge eines Zuhauses , in dem Dornröschen lange schlief. Bieder, angepasst, etwas verwöhnt und angebetet, etwas elitär, naiv und unschuldig. Das war dasBild, das ich durch Dornröschen anregen wollte. Dass es da wohl um eine Liebesgeschichte ging, war mir entfallen. Märchen waren nie so mein Ding.

Dann wurde sie wach und ging, weil sie das Erstarrte des ( man denke an ein Dorf) nicht mehr leben wollte.
Sie versprach sich viel von dem "Ausbruch", so könnte man es vielleicht sagen, das anscheinend zumindestens emotional offensichtlich nicht erfüllt wurde.
Ihre Rückkehr war zu spät, die Menschen, die sie liebte und verließ um der Freiheit willen, waren nicht mehr da. Alles Leben war erstarrt, blaugeforen als Bild des Todes, auch für den Baum, der abgestorben war.
Mir ging es darum zu zeigen, welch hohen Preis die Freiheit manchmal fordert.
Und das Kafkaeske wäre: sie ging um der Starre, dem Festgefahrenen zu entkommen und kam zurück in ein Festgefahrenes, wo es ( und das habt ihr schon erspürt) nie mehr möglich sein wird, etwas zu ändern.

Ihre Frostbeulenzehen, die übrigens wie der Baum blau werden( korrespondiert mit dem Baum) bevor sie absterben, zeigt, dass die Freiheit sie emotional nicht bereichert hat. Der große Irrtum also. Ihr Heim gibt es nicht mehr.

Ich komme noch einmal auf eure Liebestheorie:
Erich
i..."ch sehe eine Frau, die liebt, durch eine klirrende Winternacht schleichen, um einen heimlichen Blick auf den geliebten Menschen zu erhaschen, den sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht sehen darf, oder der sie nicht sehen soll. Je nach Optimismuslevel sieht der Leser in ihr eine heimlich Verliebte oder eine (zu Unrecht?) Verstoßene, die nicht loslassen kann..."
Thomas- gescheiterte erste Liebe, die die Frau sich selbst entfremdet.

Sowas habe ich nicht so düster erlebt und könnte mich darum dahinein auch nie einfühlen.

Ich bedanke mich für eure formalen Tipps, möchte es aber diemal gerne so belassen.

LG von Koko
Ich habe den Eindruck, dass meine Gedichte seit einiger Zeit kryptischr werden, metaphorisierter und verschlüsselter. Mir persönlich gefällt das und ich sehe es durchaus als Niveausteigerung für mich persönlich an.

Dadurch eröffen sie dem Leser mehr persönlichen Spielraum, vielleicht aber erschwert das auch das Verständnis.

Als nächstes bringe ich mal wieder eine Politsatire. Habe sie gerade geschrieben.

Geändert von Kokochanel (18.02.2017 um 20:19 Uhr)
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