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Alt 24.11.2009, 13:00   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
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Standard Die Pest von Lianora

Frei nach Robert Neumann






Eine Bratsche, ein Cello, ein Kontrabaß.
So klang die Pest in Lianora.
Der Kranke auf seinem Bett so blaß,
Pope stolz und schwarz: Amphora

tragend, doch dem Trunk ergeben:
"Laßt Karten sehn, zeigt mir die Scheine!
Dort droben endet jetzt ein Leben,
zum Glück nicht das Deine und meine.

Lilahlilah!


Ich setz auf Pik, die Karten liegen gut."
Sind dort nicht alle Selbstbetrüger?
Hochzeit macht wild, nicht klüger.
Zum Sterben braucht es doch mehr Mut,


als nur ein Blatt in frischer Hand.
Verdoppelt und quartiert kann alles heißen.
Man fängt mich nicht! Es greift kein Tand.
Doch ihre dunklen, angstvoll leisen

Augen hatten es mir angetan.
Still stand sie am Fenster,
gekrönt mit einem funkelnden Tansan.
An der Tapete: Sterbende Gespenster.


Lilahlilah!

Ihm blieb nur eine Nacht,
ein leis gehauchtes Wort.
Ein Narr hat männlichst aufgelacht.
War am nächsten Morgen fort.


Der Pest war er entgangen.
Die Taschen blieben leer.
An zwei, drei Blicken blieb er hangen.
An dem gehauchten "Nimmermehr".




Bezieht sich auf die Novelle "Die Pest von Lianora" von Robert Neumann.

Geändert von Leier (24.11.2009 um 13:02 Uhr)
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