Kein Humorgedicht
Mein Neffe ist ne Tunte in Berlin.
die Nichte geht in Hamburg auf den Strich,
mein Vetter ist ein schwächlicher Kretin,
nur einer der Verwandtschaft taugt was: Ich!
Ich werde dieses Land vorm Elend retten!
Die Kraft des Patrioten steckt in mir!
Und find ich Arbeit, geb ich, wolln wir wetten,
euch jeden Tag ne Runde aus beim Bier.
Ich gründ ne Gäng und ihr seid mit die Glieder
und nach dem letzten Bier geht‘s richtig los:
Wir kloppen Syrer, machen Neger nieder,
wir sind das Volk, uns geht es ganz famos.
Kann sein, dass uns im Herbst da auch mal kalt ist,
dann stecken wir schon mal ein Feuer an,
doch meistens nur mit Holz, das eh schon alt ist
und Wohnung würde für den Muselmann.
Steht zufällig ein Gutmensch noch daneben
der unser Schwarz-Rot-Gold nicht ehrt und liebt,
macht ein Geschrei und will nicht Ruhe geben,
ist‘s doch nur logisch, dass es Ärger gibt.
Der war wohl früher mal ein Waldorfschüler,
so einer trinkt zu Hause: Blütentee.
Nun macht er hier auf Flüchtlingsmitleidfühler.
Der wird nur kurz gestreichelt! Tut nicht weh!
Son Gutmensch schläft in feinen Daunenkissen
und nennt die eignen Triebe „Empathie“.
Doch ich und meine Freunde hier, wir wissen:
Am besten treibt uns Volkes Sympathie.
Und sollte irgendeiner nun vermuten,
er lese grade ein Humorgedicht,
wird klar: Er hat von Blasen und von Tuten
wohl keine Ahnung, denn das ist es nicht.
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