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Alt 10.09.2009, 19:25   #30
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Vom Regen in die Traufe

Und wenn ihr jetzt vermutet, meine Misslichkeiten hätten hier langsam ein Ende gefunden, dann irrt ihr euch! Denn der Satz, den ich gleich darauf hörte, ließ mir wahrlich das Blut in den Adern gefrieren!
Da sagte doch tatsächlich diese hinterhältige Männerstimme: "Und morgen werde ich den Marder mit dem Betäubungsgewehr ruhigstellen - und dann ab in den Wald mit ihm.........."

Betäuben will er mich? In den Wald solll ich? Und was ist, bitte, ein Gewehr?
Ich hatte da gleich so einen bösen Verdacht, denn mir fiel ein, dass Tommy einmal mit seinen Freunden "Gewehr schießen" gespielt hatte. Es waren zwar nur kleine Papierstückchen gewesen, die sie in so ein dehnbares Band einspannten , doch als Zielscheibe hatten sie - leider wieder einmal - mich auserkoren. Der erste Treffer auf der linken Hinterbacke überzeugte mich sofort davon, dass ich dieses Spiel nicht besonders mochte. Ich zog es daher vor, den restlichen Nachmittag auf Helmstätts Birnbaum zu verbringen (das war noch vor der Zeit gewesen, als Puss-Puss dort auftauchte ).
Oh meine süße, wunderhübsche Dreifärbige! Würde ich sie jemals wiedersehen? Wer konnte schon wissen, wo dieser Wald lag, in den ich gebracht werden sollte...soferne mich diese Gewehr nicht gleich mein Leben kostete...

Ich habe ja schon viele schlimme Nächte erlebt, aber diese Nacht war bestimmt die übelste von allen! Zum einen war mir wirklich nicht besonders warm (In dieser schmalen Kiste konnte ich mich doch kaum bewegen), zum anderen machte ich mir große Sorgen, was mich am nächsten Tag erwarten würde. Ach Minka, ach Puss- Puss, ach Simba ...... Nein, der bitte nicht!
Der war doch an allem schuld! Dieser fette, faule, unkooperative, schwarze Fellsack! Wenn der mir mit dem Marder nur ein bisschen geholfen hätte....!
Oh, ich armer , armer, niesender Hauskater....

Wenn etwas wirklich tragisch ist, dann ist es nächtliche Katerstimmung bei Hauskatern! Doch schließlich dämmerte auch der nächste Morgen heran. Ich rechnete schon mit dem Schlimmsten, als sich endlich die Türe des kleinen Häuschens öffnete und heraus trat - zu meinem großen Erstaunen - ein kleines Mädchen mit weißen Maschen in den Haaren. Zuerst lief es zu dem Verschlag, in dem die Kaninchen herumhopsten. Wie ich gleich bemerkte, brachte sie ihnen etwas Grünzeug zu fressen. Fressen! Futter! Verpflegung! Sich vollstopfen! Sofort erwachten auch meine Lebensgeister. Auf meinen Appetit war doch immer noch Verlass! Außerdem hoffte ich, vielleicht doch noch eine Chance zu haben und begann heftigst zu miauen: Mrrruauu - auuuuu! Iauuuu! Miuiau!

Zuerst schaute Klein-Schleifchen verwundert drein, doch nach einigem Herumgucken (Oh wie blind sind doch die Menschenkinder!) entdeckte es mich schließlich in der Marderfalle! Ich nieste ein paar Mal überdeutlich, um zu zeigen, wie arm ich doch war.
"Guck mal, Opi," rief das Mädchen und schien jemanden aus dem Haus herbeizuwinken , "Da sitzt ja ein Kätzchen in deinem Käfig drin!"
Kätzchen? Also wirklich, ich muss schon sehr bitten! Lass mich lieber raus - ich muss nämlich dringend nach Hause.....
Endlich kam auch Schleifchens Opa aus dem Haus. Der war deutlich weniger erfreut, mich zu sehen. Er machte ein richtiges "Nachbar Helmstätt" - Gesicht und ich dachte schon, er werde jetzt gleich sein Gewehr holen. Doch es kam wieder anders, als erwartet. "Du warst das also!" murmelte er nur kopfschüttelnd , "Und ich dachte schon, ich hätte endlich einmal Glück gehabt...!" Unfreundlicher Mensch! Was hatte ich ihm denn getan?
Ich war ja auch nicht gerade vom Glück verfolgt in diesem Augenblick....

Also, Herr Nachbar, glaube mir, ich verstehe nur zu gut, wie du dich fühlst, aber bitte, lass mich doch endlich raus hier.....!
Ich glaubte meinen Ohren nicht trauen zu können, als er meinte: "Lass ihn raus, Mona - und dann komm rasch, deine Oma und ich wollen noch einkaufen fahren..."

Ich fing sofort an , laut zu schnurren und überschlug mich schon fast vor Begeisterung, als Mona die Tür meines Gefängnisses öffnete , um mich endlich freizulassen...
"Bist mein liebes, liebes Miezekatzi," schmeichelte Mona. "Weißt du was? Du gehörst jetzt mir. Mami sagt zwar, ich darf keine Katze haben. Aber ich werde dich einfach zu Opis Kaninchen geben - und jeden Tag in der Früh besuche ich dich und bringe dir ein paar Karotten zum Fressen......

Wie bitte? Was bitte? Kaninchen? Karotten? Mona, bist du noch zu retten?
Besser gesagt : Bin ich noch zu retten, wenn Du mich fütterst?
Miauauau! Ich will dir nicht gehören! Ich gehöre doch schon Tommy und Nina! Und Frauchen. Und Herrchen! " Miauau!" mauzte ich noch - und dann war auch die Tür des Kaninchenverschlages zu! Ich hörte, wie Monas Schritte sich entfernten und dann, schon etwas weiter weg, das Brummen eines Lauftieres, das sich allmählich in der Ferne verlief.....

Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (11.09.2009 um 06:51 Uhr)
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