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Alt 18.10.2011, 07:42   #14
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asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
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puh, liebe larin,


was bin ich froh, das zu lesen:

Zitat:
mit der "hetze" meinte ich nicht dich, sondern die ewig gleiche blöde presse (zeitungen), die in den meisten fällen aufbauscht oder zerredet, aber selten mal was wirklich kluges sagt.
hundert jahre lang höre ich dran vorbei, einmal habe ich den unmut drüber rausgelassen - auch verkehrt.....

sei dir gewiss: du stehst bei mir nicht einmal in der nähe eines vagen verdachtes diesbezüglich!
und exakt dasselbe ist auch mir schon passiert. wobei ich - wenn ich von mir ausgehend schließe - weiß, dass man den unmut ja eher dort rauslässt, wo man sich am ehesten "sicher und verstanden" fühlt. bei denen, wo man weiß, diskutieren hat gar keinen sinn, hört man viel eher dran vorbei. dass es vielleicht dadurch manchmal an die "falschere" adresse gerät und eigentlich anders gemeint ist, ist der haken, der zu dieser sache gehört.

ich habs also nicht übel genommen. war eher bestürzt, denn ich wollte dir nicht derart schlechte gefühle bereiten (die kenn ich ja zu gut als lehrerin).

oh, wie wahr auch das hier:

Zitat:
bei meinen eigenen kindern hatte ich auch gewisse hilfestellungen zu leisten.
(mobbing abwehren, zusehen, dass sie nicht in ein burn-out geraten, wenn viel termine zusammentrafen, mitstrukturieren wo es unübersichtlich wurde, zuhören, zuhören, zuhören, trösten, beim dampf ablassen helfen, fürs richtige equipment sorgen....)
einmal hat mich auch der eigenen sohn drangekriegt und "auflaufen" lassen.
(nicht in böser absicht - nur, weil es wohl so furchtbar fein ist, beachtung zu kriegen). so ein schlitzohr!
vor allem der schlitzohr-verdacht. *grins.
ich denke, - und das ist der trost bei der sache - unsere kinder haben durchaus gewitzte strategien, auch in zeiten mit stress oder unannehmlichkeiten noch etwas für sich herauszuholen, das sie da ein wenig leichter drüberbringt. klar ist es fein, wenn man einen weg findet, trotz - oder gar gerade wegen der eigenen macken - beachtung zu finden.

über die lehrerin will ich gar nicht länger mäkeln. mich tröstet ein wenig, dass wohl ein großer teil der klasse inzwischen so im unterricht und mit der arbeitsfülle überfordert ist, dass deren eltern ihnen die hausübungen schreiben (was die gute mit einer allgemeinen zu unterzeichnenden mitteilung im mitteilungsheft für sich "gelöst" hat) (- so, jetzt hab ich doch gemäkelt. anscheinend muss das doch mal raus. sorry.)

ich gehe also davon aus, dass mein sohn nicht allein-auslöser für seinen schulstress ist, wenn auch durch sein auffälliges (legastheniker- und inzwischen vermeidungs-) verhalten die ursache.
ein verhalten, das mit entsprechendem halt und wohlwollen von seiten der lehrerin weitestgehend vermeidbar wäre. das zumindest behaupte ich mal aus der erfahrung meiner eigenen dienstjahre heraus.

die mobbing-hilfe, der schutz vor burn-out, vor ständigem überforderungsgefühl - all das kann ich daheim ein wenig auffangen. doch ich bin nun mal nicht die, die in der schule dabei ist, wo "stattfindet", was sich inzwischen nur noch im kreise dreht. die zwei tun sich nicht gut. also hab ich dafür gesorgt, dass (eigentlich) beide entlastet werden. die kränkungen hab ich auf beiden seiten wahrgenommen. allerdings braucht ein erwachsener m.E. eben keine hilfe mehr. ein kind sehr wohl.

inzwischen hat er eine neue klasse und schule gefunden, in der er sich auf anhieb so wohl gefühlt hat, dass ich ihn nicht wiedererkenne. da scheint eine doch größere last abgefallen zu sein, als selbst ich vermutet hatte (und ich fand, es war nötig, keinen tag länger zu warten). es wird also alles gut.



@liebe dana


du schreibst:
Zitat:
Geht etwas falsch, dann ist das Leben - das müssten wir alle zu genau wissen. Wir können unsere Kinder nicht davor schützen - aber sie auffangen ist uns gegeben.

Darüber könnte man unendlich diskutieren und ich hätte noch viel mehr zu sagen.

Vielleicht ergibt sich noch mehr.

Auf jeden Fall ein wichtiges Thema, das du einfühlsam verdichtet hast. Es ist nur zu groß für eine "schnelle Lösung".
die schnelle lösung. die hätten wir alle so gerne. irgendwo tief drinnen wissen wir dennoch, eigentlich müsste man an die wurzeln gehen. dort "heilen" und dann mit neuer standfestigkeit weitermachen. auf neuen wegen. doch das bräuchte zeit, die wir uns in keinem lebensbereich mehr so recht zugestehen.

die hetze, die wir uns selbst auferlegen durch unseren leistungs- und fortschrittsglauben, macht uns müde, lässt uns wünschen, dass "es" möglichst rasch vorbei geht, wenn's doch mal weniger schön läuft. verharren ist kein konzept mehr. kein verweilen und nachspüren. schon gar nicht bei unangenehmen dingen, wo es spürbar hakt.

das leben wir uns selbst und unseren kindern vor. in diesem sog ziehen wir unsere kinder groß, in diesem sog sollen sie standfeste, selbstständige menschen werden. wie standfest sind eigentlich wir erwachsenen?

oh ja - das thema ist ein unendliches. allerdings.


danke für eure spannenden, aufmerksamen und dichten kommentare! und für die diskussion.


lieber gruß,

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