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Alt 27.11.2011, 21:09   #4
Stimme der Zeit
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Guten Abend, wolo,

ein Anapäst? Ehrlich, darauf wäre ich nicht gekommen. Denn du beginnst eindeutig mit Worten, die in dieses Betonungsmuster gar nicht hineinpassen: "Guten" Xx und in dem anderen von dir als Beispiel angeführten Vers "eventuell" xXxX.

Ein Anpäst ist in der deutschen Sprache sehr schwer, da er nicht zu unserer "natürlichen" Sprachmelodie passt. Aber ein paar Tipps kann ich geben: Am besten ist es, z. B. so zu beginnen, und das (bestenfalls) in den ersten zwei Versen "durchzuhalten":

Der empfindliche xxXxx
Die verlorene xxXxx
So gefährliche xxXxx
Und ersichtliche xxXxx

Also z. B. mit einem Artikel oder einer Konjunktion "starten", am besten mit einem kurzen Vokal, gefolgt von einem Wort mit einer unbetonten Vorsilbe - im "Idealfall" auch noch mit einer unbetonten Nachsilbe.

Mit einem Wort zu beginnen, das gegen seine "natürliche" Betonung "zwangsunbetont" werden muss, das funktioniert nicht. Du weißt doch sicher Bescheid über die im Deutschen übliche Betonung der "Stammsilbe" (von Ausnahmen abgesehen ist das die Regel, es sind hauptsächlich Fremdworte, die evtl. anders betont werden).

Der Anapäst ist etwas, das es "eigentlich nicht gibt", also muss man hier konsequent sein. Da ich, wie du richtig schreibst, da "nicht hineinfand", habe ich auch die Verse, die als Anapäst "funktioniert" hätten, nicht so gelesen.

Ich würde auf jeden Fall versuchen, "eindeutige" Versanfänge zumindest auf die ersten beiden Verse in der ersten Strophe zu legen und je einen dieser "Machart" in die ersten Verse der nachfolgenden Strophen, um einen Leser "hinein finden zu lassen". Aber auf keinen Fall ein Wort verwenden, das auf der ersten Silbe betont wird!

Die gemeinsame ...
So betrübliche ...
Ist wohl richtig, doch ...
Ich muss lachen, denn ...
Enervierende Weiber, die glauben doch immer, sie wüssten es besser. xxXxxXxxXxxXxxXxxXx
(Auch ein Fremdwort funktioniert dann am Versbeginn gut, obwohl jetzt ersichtlich wird, dass die Melodie nicht "passt".)

Das ist jetzt natürlich "Quark", was ich da schreibe, aber so "haut es hin". Der Anapäst im Deutschen heißt: Tricksen und gut überlegen.

Zitat:
womit ich nicht behaupten möchte, dass diese verse für jemanden (ausser für mich) lustig seien.
Doch, durchaus, aber das Metrum hat mich "abgelenkt" - und außerdem habe ich ja geschrieben, dass ich auch lachte. (Stimmt wirklich. ) Aber ein Anapäst ist, ehrlich gesagt, für den "Transport" eines lustigen Themas von seiner "Melodie" her denkbar ungeeignet, nichts für ungut, und auch die Zeilen sind für "Spaß" einfach zu lang. Wenn es lustig sein soll, ist etwas "Kurzes, Knackiges, Flottes" viel besser, wie z. B. ein vierhebiger Trochäus (evtl. im Wechsel mit einem dreihebigen oder fünfhebigen), und die Verse sollten höchstens 10 oder 11 Silben haben. Das ist zwar kein "Gesetz", aber es kann ansonsten eben passieren, dass auf der zu langen "Versstraße" der "Witz" unterwegs einen "Platten" bekommt und "auf der Strecke bleibt".

Dass sich dein Anapäst reimt, das stört mich gar nicht, habe ich auch schon gemacht.

Und: Ich sage nicht, dass das Gedicht schlecht ist, es "haut nur nicht hin".

Ich hoffe, ich habe dir jetzt "Stoff" für deine "Hausaufgaben" geliefert.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (27.11.2011 um 21:21 Uhr) Grund: Kleine Ergänzung.
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