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Alt 31.01.2010, 08:00   #7
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo falderwald,

macht mich ziemlich nachdenklich, was du da so alles an - und ausgesprochen hast. ob ich darauf antworten habe - keine ahnung, vielleicht.
es wären aber immer nur meine antworten, also die, die ich für mich gefunden habe, um mit einem bestimmten problem umzugehen.
jede trennung, jedes zerwürfnis ist aber anders.

trennungen hat jeder schon erlebt, und wenn es bedeutsame beziehungen waren, dann fragt man sich natürlich: warum?

erstmal vorweg: wann immer in systemen (und beziehungen sind auch "systeme") - etwas nicht erwartungsgemäß läuft, hat der mensch die tendenz, nach dem "schuldigen" zu suchen. irgendjemand muss "schuld" für die entstandenen missgefühle wie schmerz, wut, und enttäuschung sein. also wird irgendjemand haftbar gemacht..
da fängt schon mal das ganze problem an: waren die erwartungen überhaupt bewusst? auf beiden seiten? waren sie klar genug ausgesprochen? hat der jeweils eine auch verstanden, was der jeweils andere meinte und wollte?
oft liegt der anfang vom ende bereits hier begründet.
selbst wenn in den ersten schritten die kommunikation noch klar war, heißt das nicht, dass sich dann nicht doch noch überraschende entwicklungen ergeben, denn: jeder einzelne mensch hat ein allen seinen handlungen zugrunde liegendes "lebensscript" ( eine art inneres drehbuch, das seine handlungen, sein wertesystem organisiert). auch dieses ist mehr oder weniger unbewusst. kann sein, dass der eine oder andere dahinterkommt, nach welchem muster er da "tickt" - vor allen dingen, wenns einen in sackgassen geführt hat, wird man nachdenklich.
um es zu analysieren, braucht man aber mehr hintergrundwissen. wenn man sich zufällig für psychologie interesssiert, kanns sein, dass man hier doch fündig wird, was das eigene selbst, die eigene art zu denken, zu lernen, zu handeln ist. seinen eigenen emotionen mit einiger distanz gegenüber zu stehen gelingt erst, wenn man über ihre entstehung genug weiß, weiß, in welchen "alten geschichten" sie wurzeln, sich selbst und seine bedürfnisse daher kennt (und auch die "fallen", in die man leicht hineingerät)
das wird einem nicht geschenkt, das muss man lernen.
und auch dann kann man noch sehr traurig oder wütend werden.
aber man geht anders damit um.

wir halten das eigene denken meist lange zeit für absolut und erkennen erst anhand von widerständen ( sogenannten "konflikten"), dass es eigentlich sehr relativ ist. das verunsichert zutiefst - und natürlich muss dann der konfliktpartner zunächst einmal als der "böse" angesehen werden ( das dient der absicherung des eigenen egos). "böse" ist alles, was mir nicht gut tut.
aber wie definiert man wirklich, was das "böse" ist?

weil das offenbar immer schon schwierig war, hat sich jede gesellschaft einen (geschriebenen) rechtskodex geschaffen, der mehr oder weniger gut funktionert. für das alltägliche leben gibt es aber auch sehr viele "ungeschriebene" regeln , dinge, von denen man meint : "das tut man" oder "das tut man nicht". hier ergeben sich bereits häufige reibungsflächen, denn diese ungeschriebenen regeln nehmen wir (eher unbewusst) aus unseren herkunftsfamilien mit. wir befürworten sie oder lehnen sie auch ab
( einfaches beispiel: zu weihnachten muss karpfen gegessen werden, und das immer bei oma).
um die die "gültigkeit" solcher regeln werden mitunter ganze "familienkriege" geführt. ( übrigens: mir sagte mal ein therapeut, den satz "ich will ja nur dein bestes" sollte man sich mal auf der zunge zergehen lassen......)

jeder mensch entwickelt gemäß seiner familiären ausgangslage früh im leben eine art lebensplan (script) und auch verschiedene glaubenssätze (believes) und das mehr oder weniger unbewusst!
scripts sind aber viel weit reichender: sie organisieren die vorlieben und bedürfnisse, die jeder hat, und entwickeln im laufe eines lebens mitunter eine ganz spezielle, für andere menschen oft unverständliche eigendynamik.
die scripts verschiedener menschen können in konträre richtungen laufen.
da kanns schon mal vorkommen, das zwei, die zunächst den gleichen ausgangspunkt hatten, nach ein paar jahren feststellen, dasss es miteinander einfach nicht mehr weitergeht. möglicherweise zieht der dominantere partner den anderen noch eine ganze weile mit, eher dieser beschließt, auszusteigen.
und dann geht eben mal auch jemand (auch wenn er nicht fortgeschickt wurde).
weil es manchmal so ist: die starken bedürfnisse , die der eine in jene richtung hat, rauben dem anderen die möglichkeit, seine bedürfnisse der in anderen richtung zu befriedigen.
(beispiel : jemand, der gerne laute musik hört und jemand, der es gerne ganz still hat, werden dies kaum im gleche raum tun können) und dann gibt es meist nur noch die möglichkeit: "kampf " oder "flucht" (also der ausstieg aus der situation). wobei das aussteigen aus einer unbefriedigenden situation zwar schmerzhaft, aber wohl noch die friedlichere lösung ist.
verlassen zu werden ist aber immer etwas, das sehr weh tut.
nicht alle können das ertragen, ohne böse zu werden.
mache fühlen sich durchs verlassen worden sein so sehr gedemütigt, dass sie sogar rache nehmen an dem , der davon ging.

trotzdem ist das sich - trennen manchmal noch die vernünftigere lösung
(soferne die trennung vernünftig gehandhabt wird)
es gibt ledier auch genug beispiele, wo sich zwei konfliktseiten so sehr ineinander verhaken, dass sie von alleine keine lösung mehr zustande bringen.
dann entstehen auch lange gerichtsstreitereien per anwalt oder die schlauere lösung , aber noch nicht so bekannt: der versuch über eine mediation(= streitvermittlung) zu einem einigermaßen ausgeglichenen ergebnis zu gelangen.

wie dem auch sei: scheiden tut weh.
und den schmerz, den das leben macht, auszuhalten ohne dabei sich selbst oder andere zu verdammen - das ist schon eine ganz eigene kunst.

ich beherrsche sie auch noch nicht wirklich.
aber ich übe noch.

liebe grüße, larin

Geändert von a.c.larin (31.01.2010 um 08:08 Uhr)
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