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Alt 31.12.2014, 18:20   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin AZ,

da kommst du mit einem uralten Totschlagargument:

Zitat:
...selbst du wirst nicht ohne Glauben auskommen, wenn du den Horizont betrachtest.
Gut, dass du das so sicher weißt.
Aber wir unterstellen das einfach einmal, dann kann ich wenigstens von mir behaupten, dass mein Glaube selbst gemacht ist und sich nicht aus uralten, von anderen erfunden Dogmen speist.

Zitat:
Entweder du glaubst denen, die behaupten den Horizont besucht zu haben, die so vermessen waren, ihn gar zu vermessen.
Das ist mir eben unmöglich (s.o.).

Zitat:
Oder du glaubst nur deinen eigenen Vorstellungen und Phantasien, weil deine eigenen Sinne eben nicht ausreichen können, die Welt persönlich erfassbar und für dich hinlänglich erklärbar zu machen.
Was ich vielleicht für möglich halte und somit als Glaube in diesem Sinne interpretiert werden könnte, teile ich nur einem Menschen mit, das geht niemanden sonst etwas an.
Was ich mit meinen Sinnen wahrnehme, ist meine Welt, wie sie sich mir darstellt.
Was ich weiß, was man als Erkenntnis interpretieren könnte, ist, dass ich nicht alles erfassen und erklären kann. Das muss ich auch nicht, wozu soll das gut sein? Das Leben wäre gelaufen, es gäbe nichts mehr zu entdecken.
Und deshalb ist es mir äußerst suspekt, wenn sich diejenigen äußern, die den Horizont vermeintlich vermessen haben wollen und damit erst die Unterscheidung in Gläubige oder Ungläubige vornehmen.
Das sind die wahren Diskriminierer.

"Ich bin Christ", sagt aus, ich bin kein Hindu, kein Moslem, kein Buddhist, kein Jude, ich bin anders als ihr, von euch grenze ich mich diesbezüglich schon einmal ab.

"Ich bin Mensch", sagt aus, ich bin dein Bruder und so wie du, und ich möchte gern in Frieden mit dir leben, egal was du darüber hinaus noch sonst zu sein glaubst.

Doch leider ist nun wieder eine Religion in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, was naturgesetzmäßig Ängste, aber auch andere Ideologien und Vorstellungen auf den Plan ruft.

Wieder ist es eine Religion, die, durch Fanatiker missbraucht, für Krieg und sozialen Unfrieden sorgt.

Und dann soll ich womöglich noch Rücksicht auf religiöse Gefühle nehmen?

Nein, ich muss nicht menschlich sein, wenn es über das Weltliche hinaus geht.
Wahre Menschlichkeit misst sich nicht am Glauben, sondern am Handeln und am Denken, weil sich in meiner Welt eben nicht alles um ein ungewisses Jenseits dreht, sondern um das Leben und zwar dem einzigen, von dem wir wirklich wissen können.


Entschuldige, wenn ich das jetzt an dieser Stelle einfach mal so direkt frage, aber was möchtest du eigentlich?

Du stellst einen Text ein, der zwar letztendlich einen positiven Wunsch transportiert, jedoch die ganze verkommene Kultur rund um eigentlich religiöse Themen satirisch, um nicht zu sagen zuweilen sogar zynisch aufs Korn nimmt.
Dann bekommst darauf einen ebenso zynischen Kommentar und willst mir meine anmaßende Arroganz erklären?

Wir versuchen gerade ein Europa zu vereinen und uns von den Nationalstaatlichkeiten zu entfernen.

Wir sprechen von Globalisierung und Toleranz und doch sind immer wieder (National)Staatliche Ideologien und Religionen die verantwortlichen Ursachen für neue Konflikte.

Wenn über allen Religionen, in Stein gemeißelt die Worte stünden:

"Ich bin Mensch, ich bin dein Bruder und so wie du, und ich möchte gern in Frieden mit dir leben, egal was du darüber hinaus noch sonst zu sein glaubst."

...ja dann könnte das was werden.

Doch solange das nicht geschieht, werden immer wieder Religionen für Unheil sorgen und Unfrieden unter den Menschen säen, weil die Menschen damit einfach nicht umgehen können.

Leider wird wohl in absehbarer Zeit kein Raumschiff landen, aus dem ein Vulkanier heraustritt und die Menschen mit "Lebet lang und in Frieden" begrüßt.


Ich wünsche dir ein friedliches 2015.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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