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Alt 01.01.2015, 17:12   #6
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Liebe Dana,

ob es letzlich nur um Glauben, Ursache und Wirkung geht, wage ich zu bezweifeln. Es geht Weihnachten gleichermaßen, und bei einigen vielleicht sogar ausschließlich um Konsumismus und um eine gut funktionierende Zuckerindustrie und anderes mehr.
Und dieses Konsum- Christkind konkurriert mit dem Glaubenschristkind gleichermaßen wie um die Insignien und Symbolträchtigkeiten anderer Wertvorstellungen. Genügsamkeit, Enthaltsamkeit, Nächstenliebe, sind ja nicht Monopolprodukte von Glaubens oder Nicht- Glaubensanhängern.
Der Weihnachtsmann mit seinem Erziehungsbüchlein ist meines Wissens längst gestorben.
Deine Antwort hinterlässt mit deiner Deutung meiner Worte Fragezeichen.
Wo um himmelswillen spreche ich dem Atheisten Menschenfreundlichkeit ab.
Wo hatte ich geschrieben, dass ich Menschenfreundlich grundsätzlich nur mit Religionen verknüpft sehe? Ich mag letztendlich nur keine Stigmatisierung, die so einfach und leichtsinnig mit Glauben oder Nicht-Glauben ausgesprochen werden. Zur Zeit wird die Flüchtlingsproblematik öffentlich in der christlichen Kirche diskutiert, was ich sehr begrüße. Ich begrüße es auch, wenn solche Diskussionen von muslimischen Gemeinden ausgehen oder unter Atheisten nach außen getragen werden. Das heißt aber nicht, dass ich mit gleicher Feststellung dem Atheisten Menschenfreundlichkeit oder Moralkompetenzen absprechen würde. Das wäre Unterstellung. Da kann ich genügend Beispiele liefern, das dem nicht so ist.
Selbstverständlich wohnt die Menschenfreundlichkeit und Zugewandheit dem Atheisten gleichermaßen inne. Die Mär von dem brutalen Glaubenskrieger läuft mir genauso zu wider wie der gottlose ,,Heide", der mordend und brandschatzend seiner Überzeugung folgend durch die Lande ziehen soll. Das berührt aber noch keine echten Glaubensfragen, sondern ist geprägt von niederen Beweggründen, die der Mensch im Namen seiner Fahne vor sich her trägt. Er mag vielleicht im Namen seiner Angst, Engstirnigkeit, Habgier, Rechthaberei, Intoleranz oder sonstwas unterwegs sein, aber doch nicht im Namen seiner tiefen Glaubens- Überzeugung in Verbindung mit einer metaphysischen Daseinsform.
Also unter diesen Blödsinn möchte ich mich nicht eingeordnet und missverstanden fühlen.
Ein Atheist soll seinen Nicht- Glauben auch zur Sprache bringen, wenn er meint dass dieses das Thema hier ist.
Der Hoffnungsgedanke ( deshalb diese Rubrik) nährt sich aus dem Aufbrechen und Füllen ausgehöhlter Formen mit konkretem Handeln. Ob es das Christkind oder der kritische Atheist ausrichtet, ist egal. Hauptsache Umdenken.

LG AZ

Hallo Falderwald,

auch dir danke für deine Ausführungen. Einiges hatte ich ja schon versucht in der obigen Antwort klarzustellen.
Die Reduzierung der Religionen auf dumme Kühe, Einfaltigkeit und Bombengürtel ist m.EA eine Diskreditierung vieler Gläubiger und eine unzulässige Reduzierung, die einer Intoleranz in nichts nachsteht.
Mit einer undifferenzierten Sprache bishin zur synonymen Verwendung geraten wir schnell in sehr plumpe Fahrwasser.
Ähnlich wie es Dana formulierte, soll jeder das glauben, was er möchte. Dem ist auch eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Die differenzierte Sichtweise halte ich für unerlässlich
wenn wir uns ernsthaft darüber austauschen wollen.
Wenn ich dir Glauben unterstelle, den du zur Überbrückung am Rande deiner Vorstellungskraft benötigst, möchte ich kein Totschlagargument bemühen. Glaube bzw. Nicht-Glaube entzieht sich doch gerade einer Argumentation, sonst wäre es nicht das, was es ist. Wir könnten hier auch Glaube mit Vorstellung oder Sichtweise umschreiben, damit du jetzt keine glaubensinfektiösen Ausschläge bekommst, und dich dagegen erwehren musst.
Wenn du in dem Glaubensbekenntnis von Menschen gleichzeitig eine Ausgrenzung verspürst, mag es an den persönlichen Begegnungen liegen, die du im Umgang mit ,,Gläubigen" verbindest, als Erfahrung hochrechnest und in deiner Überzeugung festbetonierst.
Ich konnte dem einladenen ,,Menschen" bisher überall begegnen, das hatte mit seinem Glauben überhaupt nie etwas zu tun.
So habe ich mich z.B. unter Moslems, Christen, unter Hindus, oder unter Atheisten noch nie ausgegrenzt gefühlt, wenn diese ihren Glaubensüberzeugungen nachgehen. Es gibt aber auch sehr intolerante Gesellschaftsgruppen, deren Intoleranz mich auf die Palme bringt.
Glaubenskrieger Kreuzritter, verblendete Hitzköpfe etc. haben für mich ebenso wenig mit tiefen Glaubensfragen gemeinsam, wie die kommerziellen Stilblüten der Schenkerei mit ihrer angeblichen religiösen Grundidee.
Bescheidenheit, Nächstenliebe, Achsamkeit etc., sind auch keine Exportgüter von Religionen. Die kriegt der Atheist genauso gut gebacken.
Glauben und Krieg oder Unfrieden synonym zu verwenden entspricht für mich schlicht dem Glauben an die Einfalt, und grenzt Andersdenkende und -fühlende aus.
LG AZ

Geändert von AAAAAZ (02.01.2015 um 09:48 Uhr)
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