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Alt 09.12.2014, 21:50   #90
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
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Hallo Lailany!

Klackreuth ist in der Tat ein beeindruckender und ergreifender Dichter. Ein Ausnahmetalent wie Arthur Rimbaud. Als ich vor Jahren durch Zufall eines seiner Sonette gelesen habe erlag ich sofort seinem Zauber und verschlang alles von ihm. Es war diese schwingende Leichtigkeit in seinen Versen vereint mit köstlich treffender Aussage. Die Silben und Worte fließen so vorbestimmt und erhaben.
Leider ist es mitunter recht mühsam an seine Werke zu gelangen. Doch wiegt der Klang der Lieder die Anstrengungen weitüber auf.

Um ehrlich zu sein sind viele seiner Gedichte meine Lieblinge. In jedem einzelnen liegt der flammende Hauch eines hehren Geistes und die gewaltige Sehnsucht nach dem Tod.

Ach, ich könnte schon wieder unnütz in aller Leidenschaft gefangen, haltlos Schwärmen.


Hier ein Link, wo ich einen Teil seines Werkes für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht habe, das er mir nicht irgendwann gänzlich vergessen wird. (Ich hoffe das das gestattet ist.)

link entfernt - siehe nutzungsbedingungen
chavali/mod


Ich will auch gleich das erste Sonett, das ich von ihm las, beilegen.


Die Lüfte werden seltsam kalt und leicht,
denn alle Hoffnung ist im Sand bestattet,
und selbst die Macht der Schwermut ist ermattet,
die ich geliebt, wie alles, was entweicht.

Nun ist der Pfad der blassen Nacht erreicht,
den ihr im Leben längst vergessen hattet.
Er ist so zart, so wundersam beschattet,
das kein Gefilde ihm an Wehmut gleicht.

Der Pfad auf weißem, schleierhaftem Moose,
der Pfad ins Niebetretne, Wesenlose. -
Und wenig nehme ich dahin von hier.

Doch eh die Sinne sich in Nacht versenken,
schenkt mir ein leises, zitterndes Gedenken,
schenkt die Erinnrung toter Sehnsucht mir.

Um Weihnachten 1905


Liebe Grüße, Terrapin.

Geändert von Chavali (10.12.2014 um 08:34 Uhr)
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