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Alt 12.12.2019, 08:40   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

sorry, dass ich zunächst einmal auf deinen letzten Kommentar eingehe, doch du schriebst ja selbst, dass man konträrer Meinung sein dürfe.

Das Problem heutzutage ist, dass man sich schon vorab entschuldigen muss, um bei einer Meinungsäußerung nicht sofort in einer bestimmte Richtung verortet zu werden. So empfinde ich nämlich die übliche Rhetorik dieser modernen Zeit. Das hilft uns natürlich bei unseren Problemen nicht weiter, ganz im Gegenteil behindert es, Kompromisse zu finden, die bei der Lösung helfen könnten. Deswegen werde ich das hier nicht tun.

Ich halte es zudem für ein Problem, Menschen, die bestimmte Ängste und Sorgen haben, für ihre Gefühle zu verurteilen, für die sie gar nichts können, weil diese nämlich in jedem vorhanden sind, auch wenn sie sich unterschiedlich äußern.

Die nächsten Probleme sind, und da werden wir uns wohl einig sein, Pauschalisierungen und dadurch bestimmte Ereignisse zu instrumentalisieren. Das ist es ja auch, was den Populisten immer vorgeworfen wird. Wie aber kann man guten Gewissens deren Methoden anprangern, wenn man sie selbst anwendet?

Meiner Meinung nach ist es nicht richtig, alle AfD-Wähler als rechte Brüller zu stigmatisieren, das sind sie nämlich mit Sicherheit nicht. Auch kann man nicht pauschal behaupten, dass jeder dieser auch Faschisten in seiner Mitte willkommen heißt. Es gibt unter ihnen Brüller und es gibt auch welche, die diese „Willkommenskultur“ gutheißen, aber eben nicht alle, weil die meisten dieser Wähler nur still und heimlich ihr Kreuzchen auf der Wahlliste machen.

Die Frage ist, warum sie das tun und wie man sie überzeugen kann, das künftig nicht mehr zu machen. Deshalb wird eine pauschale Verunglimpfung genau das Gegenteil von dem erreichen, was man eigentlich erzielen will.

Und da muss man den Hebel anders ansetzen und zwar bei der Institution selbst. Nur wenn man klar und deutlich machen kann, was hinter und in dieser Institution steckt und welche Konsequenzen jene verfolgt, dann werden vielleicht viele nicht mehr zu dieser "Alternative" greifen.

Denn die Zeichen der Zeit verlaufen meines Erachtens momentan ganz anders. Wir wollen und sollen eine weltoffene Gesellschaft sein, die andere Kulturen achtet und toleriert, damit eine bunte Vielfalt entstehen kann – in Ordnung. Das kann aber nur gelingen, wenn dabei auch die eigene Kultur bewahrt wird, weil die Menschen, die das leisten sollen, sonst ihre Identität verlieren. Das zu vermitteln, wäre die Aufgabe der aktuellen Politik. Diese aber stürzt momentan von einer Krise in die andere, weil sie sich nur mit sich selbst beschäftigt, und die Menschen bekommen Zukunftsängste, so dass viele glauben, so kann es nicht weiter gehen. Das äußert sich natürlich in vielen Richtungen, so auch im Verhalten einiger hier lebenden Menschen aus anderen Kulturen, die im Grunde genommen die europäische Lebensweise verachten und nicht anerkennen wollen.

Gar nicht abstrus hingegen ist die Befürchtung, dass je im deutschsprachigen Raum die Scharia gelten könne, weil die schon längst in Teilen der Gesellschaft Einzug gehalten hat, wenn auch nur inoffiziell, aber sie ist vorhanden. Und sich gegen deren weitere Ausbreitung zu wehren halte ich nicht nur für legitim, sondern für eine Pflicht all jener, die unsere freiheitlich demokratische Grundordnung erhalten möchten.

Und da die Scharia die Gesamtheit aller religiösen und rechtlichen Normen, Mechanismen zur Normfindung und Interpretationsvorschriften des Islams ist und diese Religion jetzt offiziell zu Deutschland gehört, muss sie sich auch der Kritik an ihrer Ausrichtung stellen können, ohne direkt jeden Kritiker als islamophob oder rechtsgerichtet zu brandmarken.

Ich hätte nämlich auch Angst davor, wenn der politische Islam in Europa noch mehr an Einfluss gewinnen würde, wie er es teilweise ohnehin schon hat.

Und das alles sind Fakten, die nicht von der Hand zu weisen sind. Solange hier nicht in naher Zukunft ganz klare Zeichen gesetzt werden, solange wird auch das rechte Umfeld weiteren Zulauf erhalten. Aber eben nur dann, wenn die anderen Politiker nicht willens oder in Lage dazu sind, auch bestimmte Grenzen ganz klar aufzuzeigen und durchzusetzen.

Das ist meine "konträre" Meinung dazu.

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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