Thema: Du Linde
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Alt 03.06.2019, 20:32   #2
Weiße Wölfin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 25.12.2010
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Hallo Erich

das ist ein schönes Loblied auf die Linde.
Ihre herzförmigen, lichten und so sanften Blätter,
ihre wundersamen Blüten, die soviel Linderung zu bringen vermögen als Tee im Winter und einen Duft sondergleichen verströmen im Sommer.

Wehmütig und nostalgisch wird mir zu mute, wenn ich Deine Zeilen lese ... -- und traurig darüber sinne, dass die Welt, in der Bäume so geehrt wurden, wohl für immer verloren ist.
Auch Tanzböden wurden früher auf Lindenbäumen errichtet.

Waren Linden denn tatsächlich oft an den Brunnen zu finden ? Bevor ich es ergoogele, frage ich Dich.

Sehr schön die Formulierung "Treues Herzblatt", das die Form der Lindenblätter mit hineinnimmt.

Das Gedicht macht eine Reise von der Grünkraft, die über den Gassen der Stadt wirkt. Dann nimmst Du uns mit in eine weitere Perspektive , wo wir nach dem Brunnen vor dem Tor und den städtischen Plätzen schließlich nicht nur aus weiter räumlicher Ferne auf die Städte schauen, sondern sich auch eine zeitliche Perspektive in die Weite öffnet.

Um dann wieder ganz nah zu werden, indem Du uns die Nützlichkeit des geschlagenen Holzes vor Augen führst.

Ein wundervolles Gedicht.

Eines gefällt mir nicht so : erwachen aus bewachten Träumen - Diese Doppelung vom wachen

Diese zwei Zeilen "und wo die großen Städte einst erblühten,
erwuchsen sie aus deinen Kronenwogen" erreichen mich irgendwie in ihrem Sinn nicht. Das Wort "Kronenwogen" finde ich eine merkwürdige Neuschöpfung, die mir in dieses nostalgisch anmutende Gedicht nicht so recht passen mag.

Herzliche Grüße

Weiße Wölfin
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Das Leben ist gut und licht.
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R.M. Rilke


Du kannst nicht in die Vergangenheit gehen und neu beginnen.
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