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Alt 09.02.2012, 23:48   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Hallo wüstenvogel,

Herbert Grönemeier singt in seinem Lied "Heimat": "Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl."

Und genau so sehe ich das auch.

Vor einigen Jahren hätte ich noch nicht geglaubt, daß ich je meine Heimat(stadt) einmal verlassen könnte.
Dort bin ich geboren, mitten in dieser Stadt, dort bin ich aufgewachsen, habe gelebt, geliebt, gearbeitet, dort sind meine Kinder und meine Eltern geboren und ich war als kleiner Taxiunternehmer mehr als nur verbunden mit diesem Ort.
Ich kannte jede Straße, jede Fassade und jeden Hinterhof und noch viel besser die Menschen, denn sie saßen alle in meinem Taxi.

Dann bin ich fortgezogen, fast 500 km weit und habe eine neue Heimat gefunden.
Die Gegend hätte noch so schön sein können (und sie ist wirklich schön), wären da nicht die Menschen gewesen, die mich auf- und angenommen haben, so wäre wohl nie ein neues, heimatliches Gefühl bei mir entstanden.
Heute möchte ich hier gar nicht mehr weg.
Ich fahre zwar immer noch gerne in die alte Heimat, aber nur weil dort die Menschen leben, die in meinem Herzen sind.
Und ich fahre danach genau so gerne wieder zurück nach Hause in die neue Heimat.

Das Bild in deinem Text aber scheint, genau wie das Gedicht selbst, eine freie Anarchie zu enthalten.
Freilich ist das utopisch, weil das so nicht funktioniert, denn jeder hat seine eigenen Vorstellungen und wenn mehr als drei Menschen (manchmal reichen auch schon zwei) aufeinander treffen, dann ergeben sich zwangsläufig Konflikte und verschiedene Betrachtungsweisen.

Das ist keine Kritik am Text, denn das Besondere an der Lyrik ist ja, daß sich jeder Dichter sein eigenes Utopia in seinen Texten erschaffen darf.
Ganz gleichgültig, wie ein anderer darüber denkt.

Sehr schön ist am Ende die Aussage, daß wir diesen "Ort" selbst bestimmen können, wir haben es ganz alleine in der Hand, aus dem Ort, an dem wir uns befinden, eine Heimat zu machen.
Man muss nur die kleinen und schönen Dinge zu würdigen wissen, um den eigenen inneren Frieden zu finden.

Dem stimme ich vollkommen zu. (Wenn man uns lässt.)


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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