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Alt 04.02.2015, 11:18   #19
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Hi!

Ich glaube, dass die Aufgabe, aus meiner Geschichte Hexameter zu machen, wohl doch zu schwierig ist. Es war auch gar nicht meine Intention.

Nun hat mich ein Rat eines Lesers erreicht, der meinte, ich solle doch meine Verse um eine sechste Hebung erweitern und die Geschichte dann als Gedicht in sechshebigen reinen Daktylen (Holodaktylen) bezeichnen. Das habe ich gemacht und stelle das Ergebnis hier vor:

Die Geschichte von König Pego und den reimenden Dichtern
erzählt in sechshebigen reinen Daktylen (Holodaktylen)

Saßen jüngst Freunde der Dichtkunst in weinselger Runde zusammen,
priesen in launigen Reimen den Wein und erzählten sich Schnurren.
Einer von ihnen, der wenig getrunken und lange geschwiegen,
wiegte bedächtig sein schütteres Haupt und begann eine Rede:

»Freunde, o lasset mich heute vom Königreich Pega erzählen,
lange regierte dort Pego als König mit Würde sein Volk,
liebte die Künste, die Maler, die Bildner und Dichter vor allem,
aber die Dichter von Pega verschmähten verachtend den Reim.

Pego auf Reisen war einstens des öftren im Reimland gewesen,
lernte gereimte Gedichte, Balladen und Oden zu schätzen,
aber er konnte die heimischen Dichter dafür nicht gewinnen,
störrisch und hämisch bekämpften sie alle Gedichte mit Reimen,

schrieben in leiernden Rhythmen gehässig Pamphlete dagegen,
traten, als reimende Dichter versuchten, ins Reich einzudringen,
diesen entgegen, wie reitende Boten dem König berichten:
›Pego, o König, verrnehme, es stehn an der Grenze von Pega

Scharen von reimenden Dichtern, begehren in Pega Asyl
Wütende Bürger von Pega bereiten uns heftige Sorge,
sehen die Reinheit der Dichtung durch Reime aufs Schlimmste bedroht.‹
Sagte drauf Pego, der König, mit ruhiger Stimme zu ihnen:

›Reinheit der Dichtung?«, wie dümmlich die Schreier dort lauthals skandieren.
Fremde zu schmähen, das kann doch Peganern wahrhaftig nur schaden.
Konnte nicht Pega auch fremde Kulturen schon selber bereichern?
Reimende Dichter, wir wollen sie herzlich und fröhlich begrüßen.›

Also sprach Pego und wandte sich höflich an jene Verfemten:
›Freunde der Reime, ins Königreich Pega gekommene Dichter,
fasset euch, Meister der Reimkunst, so sehr ihr auch heute betrübt seid.
Pflanzet nun eifrig und fröhlich die Reime in lyrische Gärten.

Wenn erst die fleißigen Immen die blühenden Verse bestäuben,
mögen euch köstliche Früchte zur reichlichen Ernte erfreuen.
Pega, die Feste, beschenket zur Düngung mit Pegasus Äpfeln,
sehet, es wächst auf den Feldern und Wiesen von Pega sehr viel.›«

Staunend vernahmen die Freunde die blumigen Verse des Schweigers,
lobten den Vortrag begeistert und zeigten sich weiter begierig,
wollten auch wissen, was denn aus den Dichtern von Pega geworden...
Sagte drauf jener, sie hätten selbst kunstvoll auch Reime geschüttelt:

»Sahn sich in Pega von Fremden erst Dichter, die besten gefährdet,
fingen sie an, sich mit prachtvollen Versen die Nester zu formen,
haben mit Reimern umarmend sich fröhlich bei Festen gebärdet,
fanden gemeinsam so dichtend allmählich auch fester zu Normen.

Pego, der König, entdeckte, dass sich sein Gehege erweitert,
hörte begeistert Touristen nach Pega die Reise erwägen,
hieß es, sie würden von reimenden Dichtern am Wege erheitert,
welche Intresse am Leben in Pega so weise erregen.

Pega ist dann aber leider, als Pego gestorben, gesunken,
Vielen der Dichter hat's nämlich, es waren meist Sorben, gestunken,
suchten das Reimland und zogen auf Wegen nach Mailand. In Hessen
priesen sie singend in klingenden Versen den Heiland in Messen,

bis im Iran, wo sie nervige Klänge von Luren verspüren,
nahe von Gräbern im Sande sich schließlich die Spuren verlieren.
Zahlreiche Forscher, die sich dort schon lange mit Fetzen geschunden,
haben in Gräbern und Grüften nicht viel, was sie schätzen, gefunden. «

LG Fridolin
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