Hallo Chavali,
Zuerst einmal passt der melancholisch erzählende Charakter gut zur Form, den dreisilbigen Versfüßen.
Ich hab mal durchgeixt und die eine oder andere Stelle gefunden, die mir nicht ganz recht ist. (s.U.) Manche davon sind Verben, die auf Senkungen fallen. Damit, dass ich mit den betonten Verben hier alleine stehe, habe ich mich schon fast abgefunden. Du wirst die Stellen sicherlich finden. Andere Schwächen im Metrum sind deutlicher.
Mit den Auftakten habe ich eigentlich kein Problem.
Einst wuchsen die buntesten Blumen
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im Garten und Früchte am Baum.
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Heut sind seine Zweige vertrocknet,
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vorbei ist der Sommernachtstraum.
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Das Haus dort am Ende der Straße,
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verlassen und grau steht es da.
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Wo sind die Bewohner geblieben?
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Man weiß nicht, was damals geschah.
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Ein Pfad führt zum Hügel hinüber,
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bewachsen mit Nesseln und Kraut,
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ein Birnbaum entfaltet die Krone,
xXxxXxxXx
man hört keinen einzigen Laut.
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Ein Tor ist im Hügel verborgen,
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das Schloß hängt verbogen davor,
xXXxXxxX
verrostet sind seine Stäbe
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und Rosen ranken empor.
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Was ist dahinter vergraben?
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Sinds Gräber am uralten Platz?
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Wer kann das Geheimnis ergründen,
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ists gar ein verlorener Schatz?
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Die Zeit deckt die heimlichen Wunden,
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durch Moos und Gestrüpp nicht zu sehn.
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Ein Mensch steht davor und verzweifelt,
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er wird sich wenden und gehn.
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Nie wieder wird er seine Schritte
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durch Felder und Straßen zum Haus
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hin lenken und seine Gedanken
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erkennen: Es ist alles aus.
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Nun zu dem, das mir inhaltlich aufgefallen sein möchte.
Zitat:
Einst wuchsen die buntesten Blumen
im Garten und Früchte am Baum.
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Das klingt so, als ob die Früchte heute nicht mehr am Baum wachsen würden, sondern im Supermarkt oder so. Ich glaube, du möchtest sagen, dass die Bäume am Baum im Garten wuchsen, oder? Dann würde ich "und Früchte am Baume im Garten" gerne auch "an Bäumen".
Zitat:
Ein Pfad führt zum Hügel hinüber,
bewachsen mit Nesseln und Kraut,
ein Birnbaum entfaltet die Krone,
man hört keinen einzigen Laut.
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Ich würde "hinüber zum Hügel" schreiben. Ist aber vielleicht Geschmackssache.
Zwischen V2 und 3 würde ich persönlich einen Punkt setzten.
Zitat:
Ein Tor ist im Hügel verborgen,
das Schloß hängt verbogen davor,
verrostet sind seine Stäbe
und Rosen ranken empor.
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Da fängst du zwei Strophen in Folge mit dem Hügel an. Das ist nicht schön.
(Schloss schreibt man inzwischen mit "ss"
)
Hier ist in V3 ja ein kleines Problem mit dem Metrum. zwischen dem Rost und den Stöben sind ja nur vier Silben, 5 müssten es sein. Mein Vorschlag wäre "verrostet sind seine Gestänge", auch wenn die leichte Inversion dann noch drin wäre und "Gestänge" etwas klobig klingt.
Zitat:
Was ist dahinter vergraben?
Sinds Gräber am uralten Platz?
Wer kann das Geheimnis ergründen,
ists gar ein verlorener Schatz?
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Hier stört mich zum einen das doppelte "Graben" durch "vergraben" und "Gräber". Zudem bedeutet für mich "vergraben", dass etwas (z.B. Erde) drübergeschaufelt wurde. Durch diese beiden Punkte würde ich "verborgen" bevorzugen.
In V3 und 4 sehe ich auch keinen Grund, sie zu verbinden.
So, das dürfte als erste Idee mal genügen. Vielleicht gibt es noch eine zweite Idee. XD Mal sehen...
nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule