Hallo, liebe Chavi,
ich kopiere dein philosophisch sehr gelungenes Werk hier herein, da ich auf dieses Gedicht besonders eingehen möchte, das macht es für andere Leser leichter.
Zitat:
gänzlich unberührt vom fluss der zeit
stehen felsen
fest
unerschüttert
doch wind und regen füllen lücken
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Interessant die "Aussage hinter der Aussage", jedenfalls möchte ich das so nennen. "Hinter den Zeilen" lese ich die Möglichkeit, dass es eben nur so aussieht, als ob Felsen so fest und unerschütterlich wären. Ein Menschenleben ist viel zu kurz, um uns sehen zu lassen, wie die Felsen eben doch abgetragen werden. "Gänzlich unberührt" - ja, so
scheint es, wenn wir unsere "kurzen Blicke" auf den Felsen richten.
Dabei sah ich irgendwie Bilder vom
Grand canyon (das ist ein Wikipedia-Link) vor mir, den der Colorado river ausgewaschen hat. Wie gesagt: Wir sehen das nicht, aber der "Fluss" trägt auch den höchsten Berg ab - mit der Zeit ...
Wobei auch die "Lücken", die von "Wind und Regen" "gefüllt" werden, erst von eben diesen "geschaffen" wurden.
So ist auch das Leben. So lange es uns gut geht, fühlen wir uns stark - und "(be)stehen" so "unerschütterlich" wie ein Fels. Es sind manchmal "Stürme und Unwetter", die uns "erschüttern", aber es ist auch der "Fluss der Zeit", der stetig durch unser Leben "fließt", und sein "Flussbett" ganz allmählich, fast unmerklich, in uns hineingräbt.
Irgendwann hat er auch uns "abgetragen", denn steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein ...
Auch der Aufbau ist gelungen, diese "Stuktur" von "innen nach außen":
gänzlich unberührt vom fluss der zeit / doch wind und regen füllen lücken
stehen felsen / unerschüttert
und im "Zentrum":
fest.
Sehr schön gemacht, die "Zusammenhänge".
Von diesem Sanduhrgedicht fühlte sich meine "philosophische Ader" ganz besonders angesprochen.
Sehr gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme