Thema: Toter Soldat
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Alt 09.05.2010, 20:16   #9
Mike_S
Heiliggeborener
 
Registriert seit: 09.05.2010
Beiträge: 43
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Hallo Falderwald,

es freut mich sehr, mal wieder ein Gedicht von Dir kommentieren zu können und dann noch eins mit einem so aktuellen und politischen Hintergrund.

Mein erster Gedanke beim Lesen war: Typischer Falderwald-Style
-> kreuzreimig, fünfstrophig und achtsilbig.

Zitat:
In Schwarz-Rot-Gold fein eingehüllt
stehst du bereit zum letzten Gang,
der Kirchensaal ist dumpf erfüllt
von Trauer und von Glockenklang.


Die erste Strophe ist jambisch mit männlicher Endung. Liest sich gut und flüssig, d.h. es macht Spaß, durch die Zeilen zu gehen.

Zum Inhalt:

"stehst du bereit" ist, ich weiß, geläufig im Zusammenhang mit dem Spalierstehen eines Soldaten und Du hast es einfach übertragen, aber hier kommt es schon ein wenig ungewöhnlich für mich rüber. Er liegt ja eher bereit fürs letzte Geleit.

Kirchensaal? Ok, auch ungewöhnlich, kann man machen und wahrscheinlich wurden die Soldaten auch in einer Kirche aufgebahrt und nicht in einer Friedhofskapelle, keine Ahnung. Aber die Umschreibung der Trauer und des Glockenklangs mit dumpf kann ich persönlich nicht nachempfinden bzw mir nicht vorstellen.

Zitat:
Du bist zwar jetzt ein großer Held,
doch fragt sich, was dir das noch nützt,
denn wenn ein Mann im Kampfe fällt,
wird er von keinem Staat beschützt
.
Ok, auch hier gleiches Versmaß wie zuvor.

Ein großer Held ist in unseren Breiten, glaube ich, keiner mehr, der auf dem Feld fällt. Insofern eine gelungene Überspitzung und sachgerechte Kritik an dem ganzen Unsinn. Ja und nützen tut es dem Toten schon dreimal nichts, ein Held zu sein oder für unseren Kapitalismus gefallen zu sein.

Die letzen beiden Verse verstehe ich leider nicht. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Vers drei und vier.

Ich lass jetzt mal ein paar Strophen aus und werde mich folgender als letzter Strophe zuwenden:

Zitat:
Du kämpftest für das Vaterland,
so redeten es sie dir ein,
weil es sich nicht im Krieg befand
und niemand will jetzt schuldig sein
.
Also Vers zwei liest sich für mich nicht harmonisch. Vielleicht liegt es an den ganzen Einsilbern, die man für die Betonung brechen muss? Vielleicht ist es aber auch mein Problem.

Fazit:

Insgesamt finde ich es toll, dass dieses Thema lyrisch aufgegriffen wird. Kritik nannte ich oben bereits. Handwerklich gibt es nicht viel zu beanstanden. Allerdings erschließen sich mir manche Passagen nicht so.

Für mich persönlich könnte es noch knackiger sein und mehr an die Verantwortlichen direkt gerichtet sein. Nun gut, das ist Geschmackssache und darüber lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Ich danke Dir für diesen Gedichtbeitrag.

Beste Grüße
Mike S

Geändert von Mike_S (10.05.2010 um 09:03 Uhr)
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