Thema: Asibikaashi
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Alt 10.06.2009, 07:33   #7
RiffRaff
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Hallo Kajn,

der Titel des Textes hat mich neugierig gemacht. Das sieht in deiner Schreibweise eher japanisch als amerikanisch aus.

Und deine Fäden spinnen unbefleckte Worte,
den frühen Glanz des Taus in meine Träume.
Ein Knistern, Wispern wärmt die bunten Orte,

Der Einstieg ist schön verträumt, wenn auch die Fäden der Spinnenfrau nach der Legende selbst keine Worte spinnen. Im Traumfänger werden gute Träume gefangen, nicht? Nach deiner S 1 ist es die Spinnenfrau, die die Worte webt. Knistern Wispern kann ich nachvollziehen als Stimmungsbild, das in den Schlaf der Menschen sinkt. bunte Orte sind mir per se nicht kalt, müss(t)en also nicht gewärmt werden.

die ich, weit offen steht mir deine Pforte,
durchstreifen darf in unbegrenzte Räume.
Und deine Fäden spinnen unbefleckte Worte:

S 2 ist direkt angebunden an S 1. Die offene Pforte ist bezogen auf die Öffnung des Traumfängers? Das LI durchwandert die gewärmten bunten Orte durch die Pforte in unbegrenzte Räume? Als Sinnbild für den Schlaf ist das auch gegen die Legende. Der Traum kommt durch die Öffnung zum Schlafenden, es ist nicht der Geist des Schlafenden der durch das Auge des Traumfängers geht.

Die Karawanen führen reich an Borte
verzierten Stoff und feine Seifenschäume...
Ein Knistern, Wispern wärmt die bunten Orte,

Hier geht’s weg von der unspezifischen Beschreibung zu einem sag ich mal orientalischen Traum. Karawanen Borte Stoff Seifenschäume. Seifenschäume finde ich eher negativ als Bild. Träume sind Schäume, spielst du darauf an? Der Satz klingt auf den ersten Blick unvollständig. Da bin ich ins Stocken geraten, weil ich mich erst gefragt habe, wohin die Karawanen führen bis ich gemerkt habe dass das eine beschreibende Aufzählung der Fracht ist..

...und Perlen, Edelsteine reinster Sorte,
die ich mit meiner Seele ganz umzäume -
Und deine Fäden spinnen unbefleckte Worte.

Hier kommt für mich Reimzwang ins Spiel. Umzäumen kenne ich nicht, bezäumen aufzäumen ja, in dem Sinn dass ein Zügel angelegt wird. Und hier wird die Seele als Zaum an die Fracht der Karawane gelegt? Das funktioniert für mich nicht.

Ein Säuselnder verfolg ich die Eskorte,
vorbei ziehn Duftende, die Zedernbäume.
Ein Knistern, Wispern wärmt die bunten Orte,

Säuselnder und Duftender finde ich schwülstig., ebenso die süße Sehnsucht. „Ach“ ist ein Silbenfüller, der den Rhythmus hält. Von der Aussage trägt er nichts bei, was nicht schon in der Sehnsucht wäre.

in die ich still die süße Sehnsucht horte:
ach, dass dein Netz der Großstadt Straßen säume!
Und deine Fäden spinnen unbefleckte Worte,
ein Knistern, Wispern wärmt die bunten Orte.

Speziell die letzten beiden Strophen haben mir nicht gefallen, insgesamt stört mich die Vermengung des indianischen mit den orientalischen Elementen. Der Lesefluss ist ruhig und getragen, passt gut zum Traummotiv.

Das Ganze ist selbstverständlich subjektiver Standpunkt, aber so hat der Text auf mich gewirkt.

lG

RiffRaff
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