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Alt 20.01.2012, 08:26   #4
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Morgen, Sidgrani,

stimmt, ja und nein, was du im PS schreibst. Das ist gewissermaßen ein "Zwei-Seiten-Problem". In dieser Rubrik bewegt sich sehr wenig, wodurch viele Forenmitglieder hier gar nicht erst "reinschauen". Daher ist leider wenig Interesse vorhanden, hier etwas einzustellen. So bedingt gewissermaßen das Eine das Andere. Dem entgegenzuwirken bedürfte es sozusagen konsequentem Mehr-Posting in der Prosarubrik. Ich jedenfalls lese bzw. sehe hier immer nach, selbst wenn ich nicht immer gleich antworten kann.

Manchmal brauche ich etwas Zeit, damit sich ein Text geistig "setzt" und ich darüber nachdenken konnte, bevor ich kommentiere (ob nun Prosa oder Gedicht). Aber ich persönlich kommentiere hier ebenso gerne wie "oben". (Natürlich kann ich ja auch nicht "überall alles" kommentieren. )

Es sind nicht zwei verschiedene Mädchen. Das war mir gleich klar. Der "blaue Schal" ist die "Verbindung". Ich lese aus dieser Geschichte heraus, dass das Mädchen bereits tot war, als es um Hilfe bat. Faszinierend. Ich lese so etwas sehr gerne (wenn ich auch nicht daran glaube, das hat damit nichts zu tun). Der junge Mann lebt noch. Offenbar "verstößt" das Mädchen aus diesem Grund "gegen die Naturgesetze".

Es handelt sich beim Protagonisten um einen Rettungssantitäter, der ein paranormales Erlebnis hat. Und du hast die Geschichte wirklich spannend geschrieben. Besonders den Schluss. Er "versteht" die "Zusammenhänge", als der Leichensack geschlossen werden soll. Dem entnehme ich, dass er ihr ins Gesicht sah - und das Mädchen wiedererkannte. Da es ja gerade das blaue Tuch war, das ihm besonders auffiel, wurde ihm klar, dass es fehlte.

Auf mich macht das den Eindruck, als ob er fast "instinktiv" handeln würde, eher nicht auf rationaler Ebene - was eben auch ausgezeichnet zu seinem Erlebnis passt. Ich stelle mir vor, dass ihm durch den Kopf geht, wo das Tuch ist, und ihm der Gedanke kommt, dass es noch beim Auto liegen muss. Das ist auch der Fall, und ihm ist es wichtig, ihr das Tuch zu geben. Was er dann tut. Ich "sehe" auch die erstaunten Gesichter der Anderen, die sich sicher fragen, warum er Wert darauf legt, dem Mädchen das blaue Tuch wieder umzulegen (bzw. "mitzugeben).

Die Geschichte besitzt etwas, das ich eine "dichte Atmosphäre" nennen möchte. Das Unwetter, der Hilferuf des Mädchens, der Unfall, das "übernatürliche Moment" - ich finde das sehr gut gelungen. Und die Geschichte erhält "Glaubwürdigkeit" sowohl durch den "erzählerischen Stil" in der Ich-Form als auch dadurch, dass hier gar nicht die "Rede" von irgendetwas "Paranormalen" ist - es "geschieht" einfach. Der Sanitäter nimmt wahr, aber du verzichtest (gut!) auf die Schilderung seiner "Gefühlsgedanken". Ich stellte schon in manchen Geschichten fest, dass ein "Spannungsbogen" überreizt wird und das ganze ins Unglaubwürdige "abdriftet", da sozusagen "des Guten zu viel" getan wird und zu viele Details den Leser eher verwirren.

Im Text finde ich viele Stellen, die die Geschichte "prägen". Nur ein Beispiel: ... ihr Tuch leuchtet und flattert in der nun mondhellen Nacht. Es ist, als ob es mir zuwinken und mich leiten wollte, ich stolpere ihm wie in Trance hinterher.

Interessant, das "Tuch leuchtet" und versetzt ihn in eine Art "Trance". Das bestätigt meine Ansicht. Wenn dieses blaue Tuch nicht eine so große "Wirkung" auf ihn gehabt hätte, wäre ihm am Ende der Geschichte wohl auch nicht der Gedanke gekommen, es zu suchen. Was ihm aber sehr wichtig war, mir erscheint das fast wie ein "Muss" (bzw. dass er es so empfindet).

Ich besitze in Sachen Prosa nicht so viele Kenntnisse wie in Sachen Gedichte, aber ich möchte dir zwei Eindrücke von mir mitteilen. Für mich sind hier die Adjektive fast schon zu viel. Natürlich benötigt diese Geschichte mehr als andere, bedingt durch das, was sie schildert. Ich persönlich denke jedoch, zwei, drei weniger würden ihr "guttun". Das ist aber nur mein persönliches Empfinden. Mir sagt es: Dicht an der Grenze, wo es dann zu viel wird.

Und auch das ist nur persönlich: Mir würde es besser gefallen, wenn du im zweiten Absatz das "schellt" durch "klingelt" ersetzen würdest. Ich als Schwäbin habe damit natürlich keinerlei Probleme, aber das ist doch eher "Dialekt" oder "Regionalsprache". Selbst ich verwende diese Bezeichnung zwar gesprochen, bin es aber nicht "gewohnt", sie zu lesen. Daher "stutzte" ich einen Moment an dieser Stelle. Es mag ja auch Leser aus anderen Regionen geben, die vielleicht sogar die Bedeutung nur dem Kontext entnehmen können.

Beide Hinweise meine ich nicht als Kritik, sondern lediglich als "Rückmeldung", wie etwas auf mich (persönlich) wirkt.

Die Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen, ich habe sie gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (20.01.2012 um 08:29 Uhr) Grund: Kleine Korrekturen.
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