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Alt 04.01.2012, 20:44   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Lena,

Zitat:
Die Jahre ziehen eindrucksvoll
mal Elfenhaft, mal wie ein Troll
mal renitent, mal ausdruckslos
im Flug vorbei,- so ist das Los.
ein Gedicht mit "Wiedererkennungswert", jedenfalls was mich betrifft. Die Jahre ziehen vorüber, hinterlassen viele, viele "Eindrücke", die wir auch "Erinnerungen" nennen. Es gibt schöne, gute Jahre, und es gibt schlechte, "schlimme" Jahre. Und natürlich auch besonders "eindrucksvolle" Jahre, die voller Aktivität waren, vielleicht auch erfüllt von persönlichen Erfolgserlebnissen. Dann wieder gibt es Jahre, in denen anscheinend überhaupt nichts von Bedeutung zu geschehen scheint, die einfach "ausdruckslos" vorübergehen und kaum Spuren bzw. Eindrücke hinterlassen. Im Nachhinein betrachtet, scheint die Zeit nur so "vorbeigeflogen" zu sein. Besonders, wenn man Kinder hat. Ich kenne das sehr, sehr gut. Ich sehe meine erwachsene Tochter an und frage mich oft: Wie kann es nur sein, dass sie so schnell erwachsen wurde?

Zitat:
Der Nachwuchs geht wohin er will
ein lautes Haus wird plötzlich still
der Tag voll Stress weicht Agonie
da klingt von Fern die Melodie:
Ja, dann merken wir es am deutlichsten. Der Nachwuchs verlässt das "heimische Nest" und lebt sein eigenes Leben. Das Haus wird still. Anstatt für mehrere Personen zu kochen, jagt man ein oder zwei Schnitzel in der großen Pfanne herum - Zitat von meiner eigenen Großmutter , die sich immer freute, wenn wenigstens Sonntag "Leben in der Wohnung" war, da meine Eltern und ich in meiner Kindheit (wir wohnten nicht sehr weit entfernt) dort jeden Sonntag aßen - übrigens auf Wunsch meiner Großmutter.
Das ist keine Kritik - aber ist "Agonie" nicht doch ein wenig sehr hart? Ich lebe auch alleine, aber abgesehen davon, dass ich manchmal keine Lust habe, für mich alleine zu kochen, ist es gar nicht so "schlimm". Ich genieße es durchaus auch, dass ich nicht ständig "gefordert" bin. Aber das ist selbstverständlich nur meine ganz persönliche Ansicht. Die "Melodie" ist hier die Überleitung zum Verstehen oder Akzeptieren?

Zitat:
Die Jahre zogen eindrucksvoll
mal Elfenhaft, mal wie ein Troll.
Doch Leben ist ein großes Land.
Mein Leben parkt am Waldesrand.
Das (alte?) "Lied" wiederholt sich. Trotzdem habe ich hier die Empfindung der Hoffnung, dass das Leben noch nicht vorbei ist. Es ist ein "großes Land", das sicher noch viel "Raum" hat, auch für Neues. Vielleicht auch für das, wofür zuvor keine "Zeit" war? Das Leben "parkt", ich interpretiere das als "wartende Bereitschaft". Da ist noch der Wald, den es zu erforschen und zu "erleben" gilt - das Neue, noch Unbekannte. Mir gefällt der Ausklang, und nach der näheren Betrachtung der dritten Strophe revidiere ich meine Meinung. Im Zusammenhang passt "Agonie" durchaus. Hier ist damit gemeint, dass es vielleicht erst mal wie ein "Absturz" ist, plötzlich "alleine" zu sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Das kann schon anfangs dazu führen, sich doch ziemlich "verloren" vorzukommen.

Formal möchte ich etwas anmerken:

Zitat:
mal elfenhaft, mal wie ein Troll - als Adjektiv (keine Substantivierung) wird es kleingeschrieben
Zitat:
Die Jahre zogen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll. (vorbei?)
Doch Leben ist ein großes Land.
Mein Leben parkt am Waldesrand.
Eigentlich ist der Satz hier "unvollständig", mir fehlt hier das "vorbei" von Strophe 1. Allerdings bin ich nicht akribisch, denn ich denke, dir ist die Aussage von Vers 3 wichtig, und ich wüsste auch nicht, wie ich sie "erhalten" kann, ich kann nur eine "Idee" als Anregung bieten:

Die Jahre zogen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll
vorbei im großen Lebensland.
Mein Leben parkt am Waldesrand.

Das ist kein Vorschlag, nur eine Anregung, denn, wie ich sagte, hier ändert sich die Aussage. Es dient lediglich der "Veranschaulichung", was ich meine.

Eine Frage noch bezüglich der Interpunktion: Ist sie beabsichtigt unvollständig? Dann sage ich natürlich nichts, das ist folglich deine Intention. Aber ich kann das ja nicht sicher wissen.

Das Gedicht gefällt mir gut, ich habe es gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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