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Alt 28.10.2014, 09:15   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Herbstelegie (neu aufpoliert)

Die letzten Blätter flattern von den Bäumen,
der Herbstwind bläst sie wirbelnd hin und her.
Ich schau voll Wehmut zu und komm ins Träumen.
Wenn ich jetzt solch ein buntes Blättchen wär?

Ich wüsste nichts vom großen Weltgetriebe,
von all dem nichts, was Menschen wichtig scheint,
verspürte nie das tiefe Glück der Liebe,
wär andrerseits auch keinem spinnefeind.

Ich würde mich im Lenz als Blatt entfalten,
in schlichtem Grün und hoffnungsvollem Ton,
mich gar nicht für besonders wichtig halten
und forderte nicht den geringsten Lohn.

Ich wär ein Teil von jenem großen Ganzen,
aus dem der Baum die Lebenskraft bezieht
und wurzelte im Sein wie alle Pflanzen,
ein Blatt, aus dem im Herbst das Leben flieht.

Nun schwebte ich, vom Herbstwind fortgetragen,
mit andern bunten Blättchen durch die Welt
und sähe mich an einen Ort verschlagen,
wo welkes Laub zu Erdenstaub zerfällt.

So lebte ich im ewgen Stirb und Werde,
ein Kreislauf, der sich öffnet und sich schließt.
Ich würde Blatt und würde wieder Erde,
aus der im Lenz das neue Leben sprießt.
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