Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 27.01.2010, 17:08   #5
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

servus walther,


an deinem sonett ist metrisch nichts auszusetzen, auch an der transportierten botschaft samt deren wahrheitsgehalt nicht.

doch was mich hier empfindlich stört, sind die sehr gezielt gesuchten und auch treffsicher gefundenen alliterationen samt deren onomatopoetischer qualitäten, die der form des sonetts hier konkurrenzierend die show stehlen.

zu stark treten die wortgebilde als einzelne elemente in den vordergrund, um dem fließenden klang eines sonetts angemessen zu bleiben. für mein empfinden zersetzen die wort-klang-gewaltigen einzelposten wie "dummes Dunkel" und "Freudenfestgeschunkel" mit "Gemunkel" den fluss und den zusammenhalt des ganzen.

und die besonders hervorstechende zeile

Zitat:
Geräusper zischeln, falsches Grinsen blitzt
hat dann schon eine dermaßen stark manieriert wirkende qualität, die etwas (unfreiwillig wirkend) komisch anmuten lässt.

will sagen: von allem hier etwas zuviel des guten, zuviel gewollt - und so wirkt es auch und erschlägt einen förmlich (wers noch nicht probiert hat, lese dieses gedicht bitte einmal laut - ich denke, dann wird spürbar, was ich meine).
formale struktur, sprache und inhalt gehen hier keine stimmige einheit einm, sondern stehen einander konkurrenzierend entgegen.

schade, denn deine wortwahl lässt den versierten dichter ahnen. ebenso wie die perfekte metrik. doch dass "weniger ist mehr" oftmals die kunstvollere lösung ist, wird hier m.E. bewiesen: das gedicht klotzt, noch bevor der inhalt greift.

und das sollte eigentlich nicht der sinn der sache sein, oder?



ich habe hier eine dichter-leistungs-performance gelesen, aber keine lyrik, die berührt. schade.


gruß,

fee
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
fee ist offline   Mit Zitat antworten