Thema: Das Glas
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Alt 14.04.2019, 15:15   #1
Thomas M. Koch
Neuer Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 10.04.2019
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Standard Das Glas

Gedämmtes Licht, leise Stimmen im Hintergrund – du hast dein Gesicht hinter einer großen Speisekarte versteckt. Der Wein und das Bier werden serviert. Blicke aus dem Fenster in die Ferne. Die Gespräche drehen sich um das Erlebte an diesem Tag. Meine Blicke beobachten dich ganz genau; alles nehmen meine Augen an dir wahr. Ich bin nervös. Das Essen wird mit freundlichen Worten und einem Grinsen auf den Tisch gestellt. Gemeinsam beginnen wir mit dem Verspeisen der großen Pizzen. Inzwischen gesellt sich ein anderes Paar an unseren Tisch. Ich denke zuerst, sie werden uns stören, nehme sie dann aber gar nicht mehr wahr, weil ich nur dich sehe. Beim Essen machst du kleine Pausen, berührst das Weinglas mit deinen langen dünnen Fingern, hebst es langsam in die Höhe und berührst den Rand mit deinen Lippen. Ich kann nicht anderes und muss das Schauspiel genau beobachten, stelle mir dabei vor, wie deine Lippen mich berühren, mich vorsichtig küssen. Ich liebe deine Lippen, werde ein bisschen eifersüchtig auf das Glas, weil es dich jetzt berührt und nicht ich, stelle Überlegungen an, das Glas zu zerstören, während du zur Toilette gehst, es einfach auf den Boden zu werfen oder es auf den Boden zu legen und mit einem kräftigen Tritt zu zertreten oder… Aber dann bist du wieder da. Auf einmal glaube ich, dass ich verrückt bin, weil mir solche Gedanken durch den Kopf gehen. Ja, ich bin verrückt, verrückt nach dir!
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