Thema: Schwere Last
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Alt 18.08.2009, 10:42   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard Schwere Last

In Bayern war's, die Pilze schossen aus dem Boden.
Kurz vor der Ernte stand der Mais.
Der Himmel weit. Die Flur so heiß,
verbrannt des Grases dichte Soden.

Ab hier versagt sich Reim, versagt sich Syntax.

Eine Wanderschar. Beschwert mit Rucksack, Stock, Fernrohr, festen Schuhen und dummem Lachen: "Wer hat die Würstdos?"
"Hier, mei, gnua!" "Ös Bier?" "Jo mei, da, schaugts her, gnua!"
Schwere Last, auf 21 Rücken verteilt. Gemach gings bergan, gottseidank nicht steil, und "wer hat Dich, Du schöner Wald.."-singend stiegen sie gemächlich weiter. Wie lockte der herrliche Mischwald! Ob man vielleicht Rehe vor die Linse bekäme? Nur Vogelrufe ... oah, wiederama nix.
Fleißig, die Wanderer. Quer waldein. Fröhliche Schar. Wie wurde gesungen, gehechelt, gewitzelt und sich vor Lachen gebogen! "OOOch, hast g'heert..." "derf net woah soi!.." "Ahhh, da pfüats Di, hahaaha "..
Später "jomai, hoaß iß!" - alle: und die Fiaß! O Maß wär grad rechd.. Daas Platzerl, no schaug! is oiser'!...

R a s t !

Stad hat mans gemacht. Kein großes Feuer. Trockne Äste (ist man erfahrener Wanderer? ). Genug, die Würst zu braten. Gottsherrn, hat sich gelohnt, das Lasttragen. Extra feine Würst. Jessaß, und das Bier... na, ned grad kalt , aber wer stellt da schon Ansprüch!
Normales Sonntagmittagveschper: Na was: a Wurscht, a Bier, so baiern wir.
Mir sin a so guad, lossn den vogerln ois brod liagn.Oachkatzerln werns asoiholn.

Und abi? Die Dos'n.Franzl, nimms Du. Ah , geh!! Bin schach, troagst halt selber. Ja mei. Du? Naa! Duu? I aa net, loß alls ...
Abwärts waren die Dosen offensichtlich schwerer zu tragen - sie waen leer. Nicht einer der 21 "Bergwanderer" hat sie eingepackt, mitgenommen. Dosenwürstldosen. Leer. Zentnerschwer.

Drei Wochen später fand man einen Keiler. Vom Duft der zurückgelassenen Dose angelockt, versuchte er, an den Rest in der Dose zu gelangen.
Der Keilerrüssel , gefangen im Metallrand der Dose, war zerfetzt, zerrissen vom verzweifelten Versuch des Tieres, sich zu befreien.
Die Wildhüter fanden den Kadaver : Nicht an den Wunden ging der Keiler zugrunde: er ist verdurstet. Elendiglich.


So geschehen im August 1976
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