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Alt 13.11.2014, 15:24   #1
wolo von thurland
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Standard Glühwürmchen (hommage à G.Belli)

Unter Sedimenten
schwelen still die Hölzer,
in die einst die Hitze
nach dem Kometeneinschlag
so heftig gefahren ist.

Wir sitzen schweigend
um die mottende Asche
unseres Sonnwendfeuers
und lauschen dem
spärlicher knisternden Flüstern.

Ab und an
stochert einer die Glut auf
und zwei, drei Funken
stieben in den dunklen Raum
zwischen unseren Schultern.
„Glühwürmchen“, sagst du.


Und hier noch Bellis Gedicht "Luciérnagas" (verblüffend, wie nahe die Übersetzung von Ammar/Ploetz dem spanischen Original kommt, auch in Rhythmus und Melodie. Nur der Klang fehlt.):


Um fünf Uhr nachmittags,
wenn das Licht an Glanz verliert
und der Garten ins letzte goldene Aufschäumen des Tages taucht,
höre ich die Kinder lärmend ausschwärmen
zur Jagd auf Glühwürmchen.

Sie laufen über den Rasen,
verteilen sich zwischen den Büschen,
schreien ihre Aufregung, tasten ihr Entzücken,
ein Kreis bildet sich um die Kleine,
um die leuchtende Quelle ihrer Hände,
sie funkelt.

Ein altes menschliches Handwerk,
das Licht fangen zu wollen.

Erinnerst du dich an das letzte Mal, da wir glaubten
die Nacht erhellen zu können?

Mit der Zeit ist uns das Leuchten vergangen.
Die Dunkelheit aber
ist weiterhin von Glühwürmchen bewohnt.

Geändert von wolo von thurland (13.11.2014 um 17:17 Uhr)
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