Thema: Dichterlüge
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Alt 14.06.2010, 21:32   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hey Eky,

ich weiß nicht, ob das traurig ist oder ob es eher eine Erkenntnis im Leben eines Dichters darstellt.

Wenn er schöne lyrische Werke schreibt, versucht er etwas zu vermitteln.
Zumeist sind es positive Werte, was allerdings rein subjektiv ist.
Ein Dichter darf träumen und spinnen und sich in Phantasiewelten bewegen.
Er kann sich die Welt schön wünschen und seine Gefühle verdichten, er darf Idealist sein, Romantiker, er kann zum Tier, zum Narr, zum Weisen werden.

Aber er muss es nicht.
Er darf auch polemisieren, wenn er in der Realität lebt.
Weil diese Realität ihm einen schrecklichen Spiegel vorhält.

Und dann muss er manchmal feststellen, daß seine Werte nicht (an)erkannt werden, weil die meisten Menschen nur noch nach materiellen Dingen streben.
Sie verehren die "toten Dinge" und haben für seine Kunst kein Herz mehr.

Damit muss er sich abfinden.

Aber soll er deswegen aufhören zu dichten?
Nein, eben nicht.
Er darf den Glauben an sich selbst nicht verlieren, er darf nicht daran ersticken.

Er soll weiter lügen, denn es sind keine Lügen. Für den Dichter sind es keine Lügen, es ist seine eigene subjektive Wahrheit.
Eine Dichterlüge eben...
...und die muss raus, es ist ihr Recht.

Das emotionale Band, wie du es beschreibst, gibt letztendlich den Ausschlag.
Fehlt es, bleiben die Verse leer.

Vielen Dank für das Kompliment, wenn es nix auszusetzen gibt, darf der Dichter mit seiner Lüge zufrieden sein...


Moin ruhelos,

das ist richtig, der Text soll ein Sonett sein.
Ein streng klassisches Sonett sollte durchgehend weibliche Kadenzen aufweisen und in der von dir beschriebenen Form verfasst werden.
Natürlich sind Variationen in der moderneren Dichtung zulässig, wenn nicht sogar erwünscht, denn selbst die "Alten" haben gerne damit experimentiert.
Deshalb auch meine männlichen Kadenzen...

Inhaltlich hast du den Text erfasst.
Meines Erachtens gibt jeder Text etwas von den Gefühlen und der Persönlichkeit des Dichters wieder.
Wichtig ist dabei, wie genau hat der Dichter beobachtet, um so allgemeingültig wie möglich zu schreiben und viele Menschen mit seinen Gefühlen zu erreichen?
Und bei all dem muss er sich darüber im Klaren sein, daß es trotzdem nur eine subjektive Wahrnehmung ist, die er in seiner Lyrik wiedergibt.

Bei manchen will das nicht so recht klappen. Also muss er an sich selbst glauben und arbeiten. Er muss sich selbst lieben.

Wenn er das erst verstanden hat, ist er einen kleinen Schritt weiter...

Dank dir für deine netten Worte...


Vielen Dank für eure Kommentare, ich habe mich sehr darüber gefreut...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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