Thema: Dichterlüge
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Alt 17.06.2010, 01:03   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Lieber dichtbert,

lügen wir Dichter?

Ich glaube, diese Frage nach der Moral wurde und wird uns Dichtern schon immer vorgeworfen.
Ist denn die Wahrheit interessant?
Kann die eigene Wahrheit einen anderen Menschen überhaupt ansprechen?
Oder bleibt sie für den Leser, was sie ist - eine Lüge?

Natürlich eine Lüge, die keine ist, zumindest für den Autor, aber wie empfindet es der Leser?

Der Dichter muss immer etwas dazu dichten, sonst funktioniert es nicht.
Es bleibt also ein Gemisch aus Wahrheit und Phantasie und damit eben Dichtung.

Das ist ja auch nicht weiter tragisch, denn so soll es ja auch sein.
Die Lyrik soll verzaubern oder den Nerv der Zeit treffen.

Und dabei kommt es, wie du schreibst, auf die Echtheit der transportierten Emotionen und den formalen Anspruch an.
Wenn diese Kombination überzeugt, wird dies im Allgemeinen Kunst genannt.

Leider findet es oft nicht die Anerkennung, die der Künstler sich wünscht.

Aber ein echter Dichter lässt sich dadurch nicht entmutigen, wenn er zu sich und seiner Kunst steht.

Deinem Ratschlag werde ich zu gegebener Zeit nachkommen...


Den Kreisen des Archimedes sei hinzugefügt:

Die Worte erschlagen
mir nicht nur den Magen,
sie sind mir entflogen,
wie soll ich es sagen?

Will Wahrheit sich fügen,
wird das nicht genügen,
drum musste ich lügen,
mit Worten gar trügen.

Es bleiben zwar Fragen,
doch soll man nicht klagen,
der Lyrik gewogen,
kann ich das ertragen.


Vielen Dank für eure netten Beiträge, es war mir eine Ehre...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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