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Alt 03.04.2012, 18:07   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Grüß dich, Galapapa,

ein "Saunett nach Dali", aha...

Eine eventuelle Anlehnung an ein Sonett könnte man höchstens aus den vorhandenen 14 Zeilen schließen. Da aber der Begriff "Saunett" eindeutig an den Namen "Dali" angelehnt ist, darf man diesen Ausdruck wohl eher als surrealistischen Namen für diese Gedichtform nehmen.
Das ist schon einmal interessant, wenn einem direkt dieser (Unter)Titel ins Auge springt, nicht schlecht...

Obwohl ich einige Gemälde von Dali mit ausnahmslosen Gefallen betrachtet habe, könnte ich jetzt nicht entscheiden, ob der vorliegende Text die Beschreibung eines solchen darstellt, oder dem Leser eine eigene Aussage vermitteln will, so daß ich mir mein Bild also selbst machen muss, indem ich ihn auf das zweite Kriterium hin untersuchen werde.

Man könnte es sich jetzt leicht machen und, frei nach Dali, den ganzen Text als surrealistische Aussage deuten, doch ich denke, hier gibt es mehr als nur eine Interpretationsebene.
Also fangen wir an und lesen noch einmal, denn einfaches Lesen reicht hier nicht aus, wir sind ja schließlich in der Denkerklause.

Der Text scheint mir das Altern eines Menschen in surrealistischen Metaphern zu beschreiben.

Das Leben ist ein wundersames Ding, ein Licht voller Wahnsinn und derselbe Wahnsinn zieht an dem Propfen in der Lebenslampe, die das Licht hält und ohne ihn muss es langsam ausfließen.

Man spürt es förmlich, das Herz, klopft vielleicht nicht mehr ganz so regelmäßig. Im Herzen, in den Sinnen, mit dem Körper muss man erfahren, daß der ganze Rausch des Lebens seinen Tribut fordert.

Und nach jeder Nacht, nach jedem Schlaf, wenn also ein neuer Tag beginnt, fallen die alten Tage wie ein Tropfen Lebenslicht aus der Wunderlampe des Lebens.

Weil stetig an dem Pfropfen (s.o.) gezogen wird, lässt sich die Leitung auch nicht mehr reparieren. Der ständige Gebrauch hat eben auch seinen Preis, so ist es mit dem Älterwerden.

Da stellt man sich die Frage mit Recht, ob es das war und man sich nun mit dem zufriedengeben muss, was das Leben gerade noch so eben bereit hält.

Tja, alle Träume, Ziele, Ideale, vielleicht auch Dogmen entspringen der eigenen Sicht der Dinge und sind somit nichts anderes als Schäume.
So wird letztendlich jeder zum Möchtegern und schämt sich seiner Rolle als "Weltverbesserer", weil es ihm klar wird, daß jedes Indviduum seine eigenen Träume und Vorstellung hat(te).

Die nimmt dann jeder für sich mit, wenn er den letzten Gang angetreten ist und von der Weltbühne abtreten muss zum allerfernsten Stern hin.

So könnte man diesen Text interpretieren, wenn man die surreale Metapher "Hopfen" mit Herz, Traum, Vorstellung und Ideal übersetzt.

Wenn es aber in der Rubrik Humor stünde, sähe ich hier das Bild einer feuchtfröhlichen Runde von älteren Herrschaften, die sich einen biervergnügten Abend machen und dabei feststellen, daß ihre Blasenstärke doch arg nachgelassen hat und sie ständig zum Klo rennen müssen, um sich zu erleichtern.
Nach dem Genuss von Bier und dem ersten Toilettengang soll es ja ganz besonders schlimm werden.
Da will nichts mehr drin bleiben und ständig treibt es.
Was soll da noch anderes drin sein, als die Hopfentropfen?

Am nächsten Tag freilich schämt man sich, weil man noch mit der Jugend mithalten und zeigen wollte, was noch so abgeht.
Tja, Möchtegerne halt, aber wenn die Leitung undicht ist...

Da kann man sich wirklich dann nur noch Hopfen in die Ohren stopfen und zum allerfernsten Stern verdrücken.


Wie auch immer, ein nachdenklicher und zugleich amüsanter Text, mit interessanten Metaphern und einer netten, inhaltlichen Idee, trotz des zunächst banal klingenden Titels "Hopfen Klopfen", der aber im Nachhinein durchaus seine Berechtigung erhält.

Deshalb: Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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