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Alt 31.03.2018, 10:33   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Laie!

Ein Erlebnis also - aber man könnte es sich auch als Bild vorstellen.

Du sagst, du glaubst nicht, Bilder so beschreiben/vertiefen zu können - ich wage zu widersprechen. Bei mir sind es vornehmlich optische Eindrücke, die mich zum Schreiben animieren, und ich denke, bei dir ist es ähnlich, wenn ich an deine Texte denke.


Mir gefallen Trinkergedichte, zB auch die von Rilke, vielleicht, weil ich selbst SEHR wahrscheinlich einer geworden wäre, hätte ich nicht das Glück gehabt, dass mir Alkohol nicht schmeckt.
Dennoch habe ich zeitweise wie ein Loch gesoffen, weil ich mich so aus der Welt wünschte, die mir unerträglich schien! In den dunkelsten Phasen meiner Studienzeit waren vier Vollräusche pro Woche keine Seltenheit, und ich trank NUR wegen der Wirkung!
Später, in den 15 Jahren als Biker, gab es zwischen April und September praktisch kein Wochenende ohne hemmungsloses Besäufnis auf Bikerfesten und -treffen! Auch hier hat mir das Gesöff nie geschmeckt.
Wie wäre es wohl gekommen, hätte ich mich nicht derart vor Geruch und Geschmack gekelt!?
Deshalb verurteile ich keinen Alkoholiker - es hätte ich selbst sein können!

Hier noch eins von mir - von ganz früher:

Der Rausch

Ein Hinbegehren treibt mich wieder -
ich stürze in den Becher nieder
und trinke meinen nächsten Tod.
Die Stube schwillt und schwingt in Tönen,
die nährend an das Flammen dröhnen,
das in mir loht!

Jetzt bin ich künftig, bin lebendig,
im Wollen stark, im Geiste wendig -
ach, wie das Lügen leichter wird!
Die Fenster winken laut mit Nächten!
Ob sie dem Herzen Frieden brächten,
das in mir schwirrt?

Die Augenblicke sind gekostet -
des Willens Eisen fällt und rostet
dem unersehnten Morgen zu.
Nun bin ich still und ebenerdig,
und stricke scheu und kleingebärdig
an meiner Seelenruh.


LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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