Thema: Es war ...
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Alt 01.03.2016, 10:43   #10
wolo von thurland
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Es war ein stummer Speisefisch,
der da lag auf dem Küchentisch,
ein letzter, schwacher Glanz der Schuppen,
der kaum das trübe Licht erhellte
und doch ein leises Mitleid schwellte,
ein Zittern in den Fingerkuppen.

So meine ich das. Nun fängt es mir in meiner Machart schon fast an zu gefallen...
Weil die humoristische Gestaltung nicht mit leicht überlyrisierender Ausdrucksweise ("schwereloser Schlag der Flügel" finde ich grässlich) konterkariert wird. Etwas Luft aus dem Ballon lassen könnte man, wenn man das eine der Adjektive, welches wirklich nur Füllwort ist, ersetzen würde, "Zimmerluft" statt "klare Luft". Das würde auch besser den Übergang schaffen vom "Schmetterling im Herzen" zum Beben des Hügels.
Aber naja, es gefällt ja so, wie's war.
Aber dennoch:
Auch eine Zeilenverbindung durch "und" wie bei
war alles, was mich je berührte
und über alle Grenzen führte.

finde ich nicht wirklich glücklich. die beiden nebensätze passen nicht zusammen, korrekt müsste man wenn schon das "je" wiederholen mit
"und je mich über Grenzen führte".
ausserdem ist auch die wiederholung von "alle(s)" nicht schön.
man könnte diese zeile auch ohne "je" etwas melodisch-metrisch verschönern und korrekter anschliessen: "mich jenseits aller (über alle) grenzen führte")
weiter ist die parallelsetzung von Glitzern, Tropfen und Sandkorn nicht allzu stimmig.
dass es auf diesem hügel glitzern mag von tropfen, die sich zeigen, das kann ich nachvollziehen, aber dann der übergang zum sandkorn... soll ich da, wie ich's tue, an ein korn denken, das dort verborgen liegt? wohl kaum. also strapazierst du da die metapher, indem du sie, kurz nachdem sie deutlich wurde, schon wieder brichst.
Die aufgesetzt wirkende letzte Zeile könnte man gut mit einem "und" an das "Es war" vom Anfang anbinden, was mMn extrem Sinn machen täte, weil es ja von dir so gemeint ist. "und trat/lag aus deine Augen: Liebe". So könntest du auch dieses kitschige Gleichsetzen mit dem Liebling der Kitschdichter, "die Liebe" vermeiden.
Ja, sehr schönes Gedicht, aber in meinen Augen zu sehr ein patchwork in zu vieler hinsicht (i.e. formal wie inhaltlich)
©wolo von thurland

Ich habe versucht, die Mängel, welche ich empfand, auszumerzen, und das da unten kam dabei heraus.
Nun ist das vielleicht ein viel schlechteres, weniger schönes Gedicht als deines.
Aber ich für mein Teil denke, dass es neben dem Original bestehen kann. Und jedenfalls nicht meins ist.

Es war ein zarter Schmetterling,
in meinem Herzen ihn ich fing.
War sanfter Schlag der leichten Flügel,
der kaum die Zimmerluft bewegte
und doch ein stilles Beben regte,
ein Wetterleuchten auf dem Hügel,

ein feines Glitzern auf der Wiese,
von Tropfen, bis ich überfließe...
War Saatkorn, das für immer bliebe,
war alles, was mich je berührte,
mich jenseits aller Grenzen führte
und kam aus deinen Augen: Liebe.

Geändert von wolo von thurland (01.03.2016 um 12:58 Uhr) Grund: Präzisierungen, Bearbeitung des Originals
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