Thema: Die Galerie
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Alt 16.07.2011, 22:07   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
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Hallo, wolo,

die Bildergalerie kann man als eine Art "geistiges Reservoir" betrachten. Alles, was erlebt und erfahren wurde, hinterlässt dort ein "Bild" - eine Erinnerung. Wenn man diese "Galerie" besucht, versäumt man keine Zeit, da man sie dort "vergisst".

Erinnerungen können allerdings auch schmerzhaft sein, nicht alle Bilder sind schön. Es ist interessant und lohnend, sich dort aufzuhalten. Aber es kann auch schlimm sein ...

Es gibt Zeiten, wo man Gefahr läuft, sich in dieser "Galerie" zu verlieren, Zeiten, in denen es einem Menschen beispielsweise schlecht geht. Dann können die Bilder zur Bedrohung werden. Das kann (subjektiv "gefühlt") sehr aprupt sein, nur kommt man aus dieser "Gedankenschleife" plötzlich nicht mehr heraus. Wo sind die Türen?

Das "verblasste" Bild steht für Menschen aus der Vergangenheit, ein Bild, das man sich von einer bestimmten Person "gemalt" hat - in der Vorstellung. Wenn man dann feststellt, dass dieses "Porträt" nur eine Fantasie war, fällt es einem vielleicht schwer, es loszulassen, man möchte es fest halten, aber es verblasst doch gegenüber der Wirklichkeit.

Du hast recht, es ist ein beinahe "surreales" Gedicht, aber das ist die menschliche Psyche im Grunde genommen auch ...

Was ist Realität? Was ist Traum? Manchmal verschwimmen auch die Grenzen zwischen diesen beiden Welten. Der "Wechsel" kann sehr schnell erfolgen, so dass man Schwierigkeiten hat, sie zu unterscheiden. Gab es diesen Menschen auf dem Porträt wirklich, oder unterscheidet sich die wirkliche Person so drastisch vom Bild? Schwer zu akzeptieren, wenn die Person, die man zu "kennen" glaubte, gar nicht existiert - und vielleicht auch nie existiert hat.

"Porträtgebühren" soll den Leser auch "herauspurzeln" lassen. Die Frage ist: Hat man zu wenig "bezahlt" - oder zu viel? Die andere Möglichkeit lautet: Kann ich noch "Gebühren nachbezahlen", damit das "Bild" wieder "sichtbar" wird? Das LI fragt sich, ob es noch etwas tun kann. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Familie, Freunde, Lebenspartner - das kann in jeder Hinsicht jedem passieren ...

Im Grunde genommen ist dieses Gedicht ein Versuch, die Unzulänglichkeit der menschlichen Vorstellungswelt ein wenig zu skizzieren. Deshalb auch die "plötzlichen Sprünge", die sowohl den Wechsel zwischen den einzelnen Träumen (das kennt sicher jeder) als auch zwischen Traum und Wirklichkeit andeuten sollen.

Ich hoffe, du hast es gerne gelesen, auch wenn es ein wenig schwer zu durchschauen ist. Ein Versuch von mir, doch auch einmal ein wenig "kryptisch" zu werden, denn das fällt mir eher schwer.

Grüße

Stimme
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