Thema: Die Ratte
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Alt 13.03.2009, 10:28   #11
Medusa
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Beiträge: 2.213
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Liebe Klatschmohn,

ich habe vor vielen Jahren auch ein Rattengedicht geschrieben, das ich Dir nicht vorenthalten möchte:



Als Ratte im Labor geboren,
ganz hilflos, nackt und winzig klein,
wurd ich zur Forschung auserkoren,
war nämlich gänzlich rasserein.

Sah keinen Himmel, keine Sonne,
ich saß allein in einer Kist,
kein Mädchen gab man mir zur Wonne,
mein Leben war sehr kurz und trist.

Ich schrie! Sie ließen sich nicht stören,
verpassten Spritzen in den Bauch,
sie wollten sicher mich nicht hören,
ich hatte Angst und weh tats auch.

Es wurde mir das Fell geschoren,
ich fror und wurde ernstlich krank,
auch schnitten sie mir in die Ohren,
fixierten mich auf einer Bank.

In meinem Kopf verschwanden Spritzen,
von hinten bis nach vorn zur Stirn.
Es galt, das Haupt zu überhitzen,
am Ende brauchten sie mein Hirn.

Für mich gab’s nunmehr keine Gnaden,
mein Leidensweg, er wurd studiert.
Sie kappten meinen Lebensfaden,
vorweg mein Tod wurde datiert.

Sie nennen’s Sterben ohne Schmerzen.
Ich weiß, dass das ne Lüge ist!
Mir ist jetzt keineswegs zum Scherzen -
das ist ne gottverdammte List!

Ich litt und starb, Du sollst es wissen,
am Ende dann durch „Rübe ab“,
natürlich gänzlich dienstbeflissen,
jedoch, es gab für mich kein Grab.

Ich kam in eine Kunststoffhülle,
jaja, so geht’s, tagtäglich, stur.
Sie warfen mich zum Sondermülle,
der Chef kriegt seine Professur.

Da lobe ich mir, auch wenn sie uns zuweilen grausam erscheint, die Natur.

Mir gefällt Dein Gedicht sehr gut, es liest sich leicht, ist schön kurz und ohne Pathos.

Herzliche Grüße,
Medusa.

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