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Alt 07.11.2015, 20:37   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus larin, moin Bodo

im Grunde unserer Herzen sind wir uns zutiefst einig und wir müssen sicherlich nicht über humanitäre Maßnahmen als solche diskutieren.
Darum soll es hier auch gar nicht gehen, es geht nur um die Art und Weise, wie das umgesetzt wird.
Auch ist mir die prekäre Lage der Balkanstaaten durchaus bewusst. Dass wir vor einer Herausforderung ohnegleichen stehen, ist ebenfalls eine klare Tatsache.

Meine größte Angst gilt auch nicht den Flüchtlingen, sie gilt dem Auseinanderbrechen von Europa und einer Spaltung seiner Gesellschaft, gerade auch in den einzelnen Staaten selbst.

Europa, ein wundervoller Traum, der vielleicht beste, den dieser von kleinen Nationalstaaten durchzogene Kontinent jemals "erleben" durfte.
Ein Traum, der genau aufzeigt, was die einzige Zukunft bedeutet und der viel zu wertvoll ist, um aufs Spiel gesetzt zu werden.

Ein europäischer Partner ist auch Ungarn, das eine nationalkonservative Regierung hat. Es wird der regierenden Partei von Viktor Orban auch Rechtspopulismus vorgeworfen, sowie das Einschränken von Menschenrechten.
Trotzdem ist Orban ein wichtiger und einflussreicher Politiker, auch auf internationaler Ebene und zudem ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt einer parlamentarischen Republik, die demzufolge durch ein parlamentarisches System zur Regierungsbildung kommt.
Es ist also an dieser Staatsform nichts Ungewöhnliches oder gar Verwerfliches zu finden. Nur dass sich die Bürger dieses Staates mehrheitlich für eine rechtskonservative Regierung entschieden haben.

Und der Trend zeigt immer mehr in diese Richtung. Siehe Frankreich, die Front National, in Schweden die Schwedendemokraten, in Österreich die FPÖ und sogar in den toleranten Niederlanden die Partij voor de Vrijheid, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wie man sieht, wächst der Unmut der Völker in der europäischen Union und das ist fatal, denn so werden wir keinen gemeinsamen Konsens finden.

Ich verstehe deine Bewunderung von Angela Merkel mit ihrem Umgang der derzeitigen Krise, und trotzdem hat sie einen Fehler gemacht, weil sie hoffte, mit dieser humanitären Geste etwas bei den anderen Staaten, vielleicht sogar der Weltgemeinschaft, bewirken zu können.
Sie hat sich über andere Souveränitäten hinweggesetzt und dabei die Destabilisierung Europas und ihres eigenen Landes, sowie die Spaltung der Gesellschaft billigend in Kauf genommen.

Und jetzt müssen Antworten her, denn mit dem Zudrehen des Geldhahns für nicht konform gehende EU-Mitglieder ist es nicht getan. Damit schneidet man sich ins eigene Fleisch, denn die kaufen dann auch nichts mehr bei uns, dann hat es sich mit Exportweltmeister und blühender Konjunktur.

Und wie könnten Deutschland, Österreich und Schweden diese Situation alleine stemmen? Die Schweden und die Österreicher pusten ja jetzt schon.
Da bleibt nur noch Deutschland und dem gehen rapide die Kapazitäten aus.

Deutschland ist zwar ein reiches Land, doch es kann sich nicht ausschließlich um die Flüchtlinge kümmern, es wird mit Sicherheit neben allen logistischen Problemen auch solche der Integration geben, weil sich einfach nicht so viele Menschen dafür engagieren können.
Das kann nicht unser Ziel sein und liegt auch nicht im Sinne der Menschen, die hier Zuflucht suchen.
Diese Menschen sind jetzt hier und Deutschland muss für sie sorgen. Das kostet jeden Tag eine Menge Geld, das ausgegeben wird und das wir anscheinend dafür zur Verfügung haben.
Warum kommt niemand auf die Idee, gezielt einzelne EU-Partner um Hilfe zu bitten, uns mindestens die Hälfte dieser Menschen abzunehmen. Und wenn sie das tun, dann kommt der deutsche Staat mit deutschen Standards eine bestimmte Zeit für jene in den jeweiligen Staaten angesiedelten Flüchtlinge auf, bis sie entweder für sich selbst sorgen können, zurückkehren oder aber abgelehnt und zurückgeführt werden.

Diese Leute würden also Geld ins Land bringen, was sie auch ausgeben müssen. Damit würde die jeweilige Wirtschaft angekurbelt und es erschlössen sich neue Möglichkeiten und ganze Berufszweige würden neu definiert werden müssen, was auch die Arbeitslosenquoten senken würde.

Es wäre also für alle Seiten von Vorteil und dann könnte ein Schuh daraus werden.

Ansonsten wird Frau Merkel bald erfahren, was Solidarität heißt.

Ich möchte nicht, dass in unserem Land wieder eine rechte Mehrheit entsteht und regiert und deswegen müssen die Anderen Lösungen auf den Tisch legen und zwar schnell, die Zeit drängt, "Fünf vor Zwölf" ist schon überschritten.

Jede Geduld findet irgendwann einmal ihr Ende und der diesbezügliche Faden in Deutschland und Europa ist bereits ziemlich stark gespannt.

Er darf nicht reißen!

Denn wenn das passiert, dann sind bewachte Außengrenzen nur der kleinste Albtraum.

Selbstverständlich muss zeitgleich an den Ursachen der Flüchtlingsströme gearbeitet werden. Ja, und wenn es sein muss mit vereinigter Gewalt, denn mit Verhandlungen und Worten wird das nicht gegen die gewalttätigen Verursacher gelingen.

Auf dem naiven Weg werden wir diese Probleme nicht lösen können. Irgendwann ist jedes Boot voll.


In diesem Sinne bedanke ich mich für eure Beiträge...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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