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Alt 01.04.2017, 16:58   #14
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Thomas,

hier ist schon viel Interessantes zum Thema geschrieben worden, so dass ich mich kurz fassen möchte.

Einer Schätzung zufolge finden sich in der deutschen Sprache 70.000 Kernworte, die man als zentralen Wortschatz bezeichnet. Natürlich besitzt sie ein Vielfaches davon (300.000 - 500.00), da unsere Sprache dazu neigt, diese Kernworte zu neuen oder anders begrifflichen Worten zusammenzusetzen.

Meines Erachtens können wir im Wesentlichen aber nur mit den Kernworten reimend arbeiten, so dass die Auswahl an möglichen Reimkombinationen zahlenmäßig beschränkt bleibt.

Es finden sich immer wieder sehr seltene Reime, aber auch solche, die man schon oft gelesen hat.

Ich glaube, dass viele Menschen schon seit Jahrhunderten bis in die Gegenwart hinein Spaß am Dichten und Reimen gehabt haben.
Deshalb gibt es sicherlich eine unüberschaubare Menge an gereimten Texten, so dass ich mir vorstellen könnte, es gibt überhaupt keine neuen Reime mehr, die nicht von irgendeinem Schreiber schon einmal vorher verwendet worden sind.

Also sollte sich diese Frage eigentlich gar nicht stellen.
Einen Herz-Schmerz-Reim mit dem Totschlagargument der "Abgegriffenheit" anzugreifen, halte ich für wenig konstruktiv, denn Reime sind auch nur Teil einer Gesamtaussage und welche Gedanken oder Ideen dahinter stehen, ist doch eigentlich ausschlaggebend, ob ein Text gelungen ist oder nicht.
Ich meine, da steht mit allen Worten eine schier unendliche Kombinationsmöglichkeit zur Verfügung.
Und da etwas daraus zu machen, das ist eben die Kunst des Dichters.

Von daher würde ich sagen, "abgegriffene Reime" gibt es nicht, nur "abgegriffene Phrasen mit oft verwendeten Reimen".

Und da stimmen wir dann überein:

Zitat:
Zitat von Thomas
Anstatt nach einer neuen Wortkreation zu suchen, ist es dann wahrscheinlich einfacher und besser, einige Gedanken darauf zu verwenden, was an dem Gedicht insgesamt möglicherweise nicht tief, authentisch und schön genug ist.
Das gilt natürlich immer im Zusammenhang mit dem eigenen Anspruch, den man an seinen Text stellt...


Liebe Grüße

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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