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Alt 13.11.2011, 19:03   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Abend, Walther,

mittlerweile weißt du ja, dass mich deine Collagen-Gedichte faszinieren.

Der "Einstieg" ist gelungen: "du bist / du warst / du wirst" - selbst"gestaltend" in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Trotz der hier vorhandenen Zäsuren kommt

Zitat:
du wirst / dich stets gestalten
gleich was wille ist / und können
inhaltlich auch so "zu mir herüber":

Zitat:
du wirst / dich stets (gleich) gestalten
was wille ist / und können
Also gewissermaßen "doppelt".

Für mich handelt es sich beim "Du" um ein LD, hier scheint das LI nur ein "Berichterstatter" zu sein. Das LD manifestiert sich in meinen Augen als ein Charakter, der sich selbst immer "höher und höher hinaufhebt" - Burg, Turm, First. Sich "selbst vergötternd"?

Der "First" darf nicht höher sein als das LD, daher wird er "zertreten". "Falscher Glaube, eingeritzt, Blut und Boden" - jetzt wird es für mich hier "finster", denn nun kommt "ausgeschwitzt" ...

Dann, in der nächsten Strophe, das "Neue", oder besser gesagt, das "Alte, das sich als neu verkauft". Ich glaube nicht, dass ich mich irre, denn "kahl und abrasiert" ist klar. Was "alt" (unwert?) ist, wird schnell und heimlich "massakriert, zerfasert, ausgedünnt und - finissiert". Auch hier ein "Doppelbezug" zwischen Vergangenheit und Gegenwart, jedenfalls lese ich es so. Es ist schon richtig, wenn ich hier zwei Mal Bezug auf "Altes" nehme, denn es sind zwei äußerst unterschiedliche "Alte(r)" hier. Bei "finissiert" schlucke ich schwer, denn das ist heute so beängstigend und grauenhaft, wie es damals war.

Und ich kann nicht verstehen (und werde es auch nie), wie man dafür blind sein und sich die Köpfe kahlrasieren kann ...

Die letzte Strophe erzählt vom damaligen Ende, als die "Puppe(n) des Spiels" sich letzten Endes durch ihr eigenes Agieren selbst den "Strick" um den Hals legten, der ihnen "das Genick brach". Ich nehme diese Strophe auch als Hoffnung, dass es immer so sein möge, dass diese Spieler sich immer selbst strangulieren mögen - nur hoffentlich weit schneller, als damals.

Puh. Das ist ein sehr bedrückendes Gedicht, Walther. Mir fiel es schwer, es zu lesen, und auch schwer, es zu kommentieren. Andererseits halte ich das Thema aber auch für zu wichtig, um es unkommentiert "versinken" zu lassen. Das passiert im "echten Leben" da draußen schon viel zu oft.

Das LD ist die nationalsozialistische Ideologie, ich habe (hoffe ich) verstanden.

Liebe, bedrückte Grüße

Stimme (ohne Markenzeichen, das wäre hier deplatziert.)
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