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Alt 19.02.2011, 21:30   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Lieber Blaugold,

bevor ich über Sprachmelodie und -harmonie rede, will ich dir das Bild beschreiben, das beim Lesen entsteht. (Ich habe mehrmals gelesen, um eine evtl. Veränderung zu beobachten - es gelang mir nicht.)

Ich sehe einen Vater, der nur "scheinbar" einen Feierabend, eine Mußestunde genießt. Er steht, sitzt irgendwo in weiter Flur, am See, auf der Terrasse oder auf dem Balkon und schaut. (Der Ort ist nicht entscheidend)

Er sieht sein Kind (Tochter?), das evtl. keines mehr ist, sich aber hinter dem Vorhang seiner Gedanken immer wieder zeigt. Es sind unauslöschbare, liebende Erinnerungen. Das, was Kinder bleiben, auch wenn sie längst erwachsen sind. Sie blenden Sonne und Sterne aus, bzw. steht ihr Leuchten darüber und kein Licht kann uns darüber erblinden lassen.

Es gefällt mir, weil ich darin eine Interpretation für meine Kinder (die keine mehr sind ) fand. (Ich will es so.)

Ein "Kritteln" ist hier unsagbar schwer, weil das Gedicht aus einem Satz besteht. Der Leser erkennt und bestaunt.

Trotzdem bringe ich mich ein wenig mit meinen Erinnerungen ein:


Wenn ich beim Sonnenuntergang,
trotz seiner glühend Farben,
durch den Vorhang meiner Gedanken,
die sich dazwischen drängen,

und über die einbrechende Dämmerung,
die einfach nicht vermag
das Bild von Dir zu verdunkeln,
das sich in mir lichtet,

so daß ich nicht einnmal die Sterne
in ihrer Vielfalt erblicke,
wie sie durch meine Pupillen
auf dein Bild treffen,

schließe ich meine Augen nie,
um nicht zu erblinden,
gegenüber dem, was bleibt,
wenn du vollends in mir entschwunden bist.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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