Thema: Am See
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Alt 09.06.2015, 09:08   #5
Stachel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 07.06.2015
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Hallo Nachteule,

es ist schon vieles und vor allem viel richtiges gesagt worden, deshalb fasse ich mich, für mich unüblich, kurz:

Den Hebungsprall in V3 sehe ich nicht als solchen. Der "Bindestrich" ist nach meinem Verständnis ein Gedankenstrich, der eine Pause markiert.
(Habe ich mich schon als Gedankenstrich-Fan geoutet? )
Aber vielleicht irre ich mich in deiner Intention. Ein Vorschlag ist mir dazu jedenfalls eingefallen, der auch Pausen ermöglicht:

Der Himmel blass, leicht wolkig, fast schon heiter.
Kommt das mit deiner Intention hin?

Mir gefällt die Umsetzung des Themas in Terzinen. Die leichte Stimmung wird durch das Reimschema von Strophe zu Strophe weitergereicht. Die 3er-Aufteilung wirkt (zwar wesentlich weniger, als ein 3er-Rhythmus, aber dennoch) beschwingend und lockernd.

Interessante Erfahrung für mich: Die ungrade Verszahl fällt nicht negativ auf.

Der kurze Rhytmuswechsel am Anfang von V7 wurde bislang nicht bemängelt. Ich selbst finde ihn nicht notwendig, aber auch nicht unpassend. Er sorg für etwas Abwechslung und lässt kurz einen 3er anschwingen.

"In reger Stille der Natürlichkeiten," schönes Oxymoron

"Von Gräsern, die sich sacht im Winde wiegen,"
"Auf denen Pusteblumensamen reiten,"

Zwischen diesen Versen komme ich immer ins Stocken, obwohl der Rhythmus korrekt fortgeführt wurde. Das "Auf" will ich betont beginnen. Geht das nur mir so?

So ist das Werden schon seit alten Zeiten,
Wo bunte Blumen unsre Welt bemalen.


Das klingt für mich allerdings etwas komisch: Das Werden ist, wo Blumen unsre Welt bemalen. Vermutlich muss ich ein "dort" vor dem Komma denken, oder?
Eine solche Auslassung wäre aber stilistisch in Ordnung, wenn sie sich sinnfällig erschließt. Es liegt vermutlich an mir.

Jedenfalls: Schönes Gedicht

Freundliche Grüße vom
Stachel
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