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Alt 10.03.2012, 19:50   #5
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asphaltwaldwesen
 
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Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
Man schreibt bei Balladen also etwas gegen den Zeitgeist.

da bin ich mir nicht so sicher, lieber thomas.


grade heutzutage, wo fantasy boomt, wird sich auch der märchen und der fabulierkunst wieder erinnert. die ballade ist nur inzwischen fast schon ausgestorben. man findet kaum welche unter forendichtern. und wenn, dann sind es oft halblustige teilchen, bei denen ich manchmal das gefühl habe, der autor wagte nicht, "allen ernstes" zu seiner ballade zu stehen - aus schlechtem gewissen? weil eigentlich viel zu lang? sozusagen eine zumutung für den lyrik-leser von heute? ich weiß es nicht.

sieht man aber, welchen absatz hörbücher mit vorgetragenen balladen finden, spricht das m.E. eine andere sprache.

vielleicht haben wir auch verlernt, heute noch beim gedichte-lesen uns selbst die dramatik dazuzuintonieren. wer hätte dazu auch noch die ruhe und die zeit, sich dermaßen auf ein gedicht einzulassen, das dann auch noch die vier-, fünf-strophen-grenze locker sprengt...

zeitgeist - überlässt man es ihm, das maß allen tuns zu sein, sähe die welt nicht so aus, wie sie heute aussieht, behaupte ich. ihm etwas entgegenzuhalten, in den strom der breiten, trägen masse steine zu platzieren, an denen sich wahrnehmung und denken verwirbelt, halte ich für eine wertvolle, wenn auch kaum lohnende betätigung.


ich gestehe - mir ist ziemlich egal, ob ich mit einer ballade im "trend" liege oder völlig abseits. und - wie man sieht - es gibt sie: die menschen, die sie zu schätzen wissen - die balladen.


liebe grüße in den abend


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