Maximal Anuschka
Maximal Anuschka
Es ist auffallend, wie mich die junge Frau mustert, wenn ich in dem kleinen Markt an der Ecke zu ihrer Kassa gehe. Sie ist neu, erst seit einer Woche hier. Ihr Akzent lässt Russland oder die Ukraine als ihre Heimat vermuten. Sie wirkt immer ein wenig nervös, fast so als ob sie dabei ist, sich in mich zu verlieben. Immer wenn ich ein nettes Wort zwischen dem Geld Hinreichen zu ihr sage, kommt es mir vor als lausche sie verwirrt, gleichsam als wollte sie mir die Worte von den Lippen lecken. Sie wartet scheinbar sehnsüchtig auf meine Blicke und ihr Hals gurgelt dabei mit Schlucklauten. Fehlte noch, dass sie rülpst. Anuschka heißt sie - ich glaube es ist das russische Wort für „Anna“.
Ich bin seit einer Woche im Bett, mich hat eine Grippe erwischt. Bei meinem ersten morgendlichen Einkauf nach nun fast sieben Tagen, blickt sie mir mit ihren blauen Suppentelleraugen entgegen und scheint voll im Glück zu schweben, dass ich wieder aufgetaucht bin. Ich glaube, dass sie sich tatsächlich in mich verliebt hat. Ob sie heute abends um cirza 19:30 zu mir auf einen Drink kommen wolle, frage ich sie. Sie nickt wortlos und schluckt. Ich drücke ihr einen kleinen Zettel mit meiner Adresse und Telefonnummer in die Hand.
Pünktlich um 19:30 Uhr läutet es an meiner Türe. Ich öffne, um ihr mit überlegener Eleganz aus dem Türrahmen entgegen zu imponieren. Ihr Lächeln trieft mich vielversprechend an und ich weiß in dem Moment kaum was ich sagen soll. Langsam zieht sie ihre Hand aus der Seitentasche ihrer billigen Lammfelljacke und tritt nahe an mich heran. Ihr Parfum ist irgendwie fremdartig. Plötzlich spüre ich einen brennenden Schmerz in der Brust: ist das Liebe? Nein, es ist das Projektil aus dem Schalldämpfer ihrer Faustfeuerwaffe, das meine linke Herzkammer zerreisst.
Ich sitze auf dem Boden und spüre wie ich zu schweben beginne. Sie lächelt mich an, scheint meine lautlose Frage zu verstehen:
„Dos ist für maine Schwester Natascha und du wirst nie mega mit den Gefihlen einer Frau spielen.“
|