Thema: Die Seele
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Alt 22.03.2017, 10:17   #3
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heimkehrerin
 
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Mir geht es ähnlich wie Koko, lieber bobo.

Die Aussage deines Gedichtes berührt und hat Gehalt. Doch du mixt formal quer durch den Gemüsegarten innerhalb desselben Gedichtes. Mal sieht es eher nach Reimgedicht aus und als ob nach einer Melodie gesucht würde, dann sind da Brüche zu völlig freiem Vers, der aber dann hinkt, weil du mit Inversionen arbeitest, die etwas unbeholfen wirken.

Das hat für mich etwas von einem halb-abstrakten Gemälde, dessen Elemente nicht alle formal eingebunden sind. Es fällt auseinander und verhindert ein Betrachten des Ganzen. So, als befände sich inmitten eines Dali-Gemäldes plötzlich eine Figur von Gaston Chaissac (plus ein paar grobe maltechnische Schnitzer). Und daher wird die schöne Aussage deines Gedichtes empfindlich getrübt. Und das ist schade.

Kokos Tipps kann ich mich nur anschließen. Halte Reimlyrik und freien Vers vorerst getrennt und lerne beim ersten, um beim zweiten dann die Regeln bewusst und gekonnt zu brechen. Sprachmelodie ist das Um und Auf - also musst du genauer auf gleiche Hebungszahlen in den Zeilen achten, auf gleich betonte Versenden, auf passende Zeilenauftakte etc. etc.

Hier mal eine etwas rundere Version zum Vergleich...an Vergleichen lernt man, finde ich, am besten:

Zitat:
Zitat von bobo Beitrag anzeigen
Die Seele

Schau ich in den Spiegel
seh ich einen jungen Mann.
Doch meine Seele ist,
was er nicht greifen kann.

Bin noch zu jung,
für reifen Verstand
doch zu alt und zu schal,
und viel zu arrogant.

Schau ich in den Seelenspiegel,
seh ich einen alten Mann.
Doch mein Seelenspiel ist,
was man nicht begreifen kann.

Gern gelesen!
Nicht aufgeben! Das wird!

Lieber Gruß,
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